kategorie kategorie-definition zu hohe belastungen … hohe körperliche oder psychische belastung, stress, gefühl der überforderung, vollgepackte lehrpläne, zu hoher arbeitsumfang, kurzfristige und aufwendige vertretungsstunden, doppel- und dreifachbelastungen n e t i e s e v i t a g e n schwierige schüler … erschwerter umgang mit schülern, disziplin- probleme, mobbing unter schülern, körperliche bedrohung durch schüler verwaltungsaufgaben … anteil an arbeitszeit, der neben der unter- richtstätigkeit für zusätzliche aufgaben (u. a. dokumentationen) aufgewendet werden muss probleme mit der schulleitung … fehlende unterstützung und kommunikation, betrügerisches verhalten; aneinandergeraten mit der schulleitung probleme mit kollegen … fehlende unterstützung bzw. hilfe, fehlende kommunikation, mobbing, einzelkämpfertum, frontenbildung. unrealistische erwartungen und ein zu hohes maß an idealismus sind für das belastungserleben [4] und die die wahrnehmung der negativen seiten des lehrerberufs entscheidend. in den interviews wurde ein hoher grad an idea- lismus deutlich: – ich wollte es besser machen, als ich es von meinen lehrern erlebt habe. ich habe sehr viele beispiele für schlechten unterricht erlebt – von der grundschule an. – meine mutter ist zwar lehrerin, meine oma und mein opa auch. aber ich wollte es mal selber ausprobieren. ich hatte gehofft, was ich so höre, diese unzufriedenheit bzw. wie die schüler auf einen reagieren, dass es anders ist. wird dann der berufsalltag erlebt, stoßen die erwartungen an die grenzen der realität. die befragten berufswechsler gaben im interview an, dass sie nicht erwartet hätten, dass … – schulrechtliche maßnahmen nicht funktionieren, – man als lehrer kaum eine handhabe im umgang mit disziplinlosigkeit hat, – die eltern nicht kooperieren, – der lehrer immer der schuldige ist (zusammenfassung eines interview- teilnehmers). prozess des berufswechsels in den antworten auf die frage nach den gründen für den wechsel wurden folgende 6 kategorien identifiziert (tab. 2). auch hier wurde die kategorie zu hohe belastung als häufigste fehlbelastungsquelle genannt. die identifizierten kategorien schwierige schüler, probleme mit der schulleitung und probleme mit kollegen unterstreichen die bedeutsamkeit des funktionierens sozialer interaktionen für den verbleib der lehrkräfte im beruf und weisen auf hand- lungsfelder hin. tab. 2: gründe für den beruflichen wechsel bzw. wechselwunsch kategorie (häufigkeit der kategorie- nennung) zu hohe belastungen (16 %) kategorie-definition interviewzitate lehrer wurden verheizt, das war der hauptgrund für meinen weggang. … hohe körperliche oder psychi- sche belastung, stress, gefühl der überforderung, vollgepackte lehrpläne, zu hoher arbeitsum- fang, keine zeit sich zu erholen, keine möglichkeiten, eine ange- messene balance zwischen beruf und privatleben zu halten kategorie-definition interviewzitate kategorie (häufigkeit der kategorie- nennung) wunsch nach beruflicher weiterent- wicklung (14 %) … wunsch, sich über die tätig- keit als lehrkraft hinaus weiter- zubilden, sowie weitergehende qualifikationen (z. b. angebot zur promotion) und neue beruf- liche möglichkeiten zu erhalten ich hatte die chance bekom- men, zu promovieren und bin dann am lehrstuhl geblieben, an dem ich schon als tutor war. ich habe gemerkt, dass der unibetrieb das ist, was mich begeistert und ich die themen so bearbeiten kann, wie ich es mir vorstelle und mich an keinen lehrplan zu halten habe. ich glaube, ich habe meine kräfte überschätzt, ich war im- mer topfit, immer gesund. das war dann nicht mehr. ich habe nachts nicht mehr geschlafen, herzrasen. es ging los, dass ich nicht mehr in die schule gehen wollte, weil ich keine lust hat- te. da habe ich zu mir gesagt: das kann doch nicht sein – es ist dein traumberuf und du willst nicht mehr gehen. will ich denn noch ohne freude bis 67 arbeiten? als eine weile vergangen war, dachte ich, ich habe mal gern unterrichtet. aber es ist tatsächlich nicht mehr so. ich merkte auch, dass ich so etwas wie schulangst entwickelte. ich hatte nicht erwartet, dass die schüler so unmotiviert sind und ein freundschaftlicher umgang miteinander nicht möglich ist. ich hatte nicht erwartet, dass die schulleitung den lehrern so in den rücken fällt. bei beratungen im kollegium gab es so reviermarkierungs- kämpfe und wenn man sich zu wort gemeldet hat, dann saß man zwischen den fronten. gesund- heitliche gründe (14 %) … psychische (v. a. depressionen, angst) oder physische erkrankungen (z. b. muskel-skelett-erkrankungen) als ursache für den wunsch, den beruf zu wechseln schwierige schülerschaft (14 %) … erschwerter umgang mit schülern und disziplinproblemen, mobbing unter schülern, körper- liche bedrohung durch schüler probleme mit schulleitung (14 %) … fehlende unterstützung und kommunikation, unangemessenes verhalten, aneinandergeraten mit der schulleitung probleme mit kollegium (5 %) … fehlende unterstützung und kommunikation, aneinandergeraten mit kollegen, mobbing die prozessbeschreibungen der interviewteilnehmer zum zeitpunkt des wech- selwunsches verdeutlichen die berufliche überlastung: – mir wurde immer mehr bewusst, dass ich zunehmend zu wenig priva- te zeit habe, um mich zu regenerieren und privat freude am leben zu finden. wenn nach einem langen arbeitstag z. b. noch dienstberatung war und ich musste unbedingt für den nächsten tag zu hause für den unterricht noch etwas machen, bin ich mit meinem partner spazieren ge- gangen, aber ich konnte ihm nicht zuhören, weil ich schon wieder über- legte, was ich wie lange eventuell verschieben kann, aber was ich heute unbedingt noch machen muss. – dann standen oft eltern vor der tür, die nur mal eine frage hätten, die aber in grundsatzdiskussionen ausuferten. ich bin immer mit freude in die schule gegangen, dann kam aber die zeit, je näher ich der schule kam, umso mehr befiel mich ein beklemmendes gefühl. ich wusste ja nie, was heute passiert, schaffe ich alles, wie komme ich durch den tag. fortsetzung auf seite 14 4- 2017 11