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ProPhil_15_03

133-2015 Licht und Schatten – die Tarifverhandlungen 2015 aus Sicht eines Gymnasiallehrers Jeder freut sich über mehr Geld im Portmonee. Positiv ist also, dass entgegen der Absicht der Ar- beitgeber eine Erhöhung der Tabellenentgelte und eine (geringe) Steigerung der Jahressonderzahlung durchgesetzt wurden. Auch dass eine Überein- kunft zur Sicherung der VBL-Rente für die nächs- ten Jahre erzielt wurde, ist sicherlich gut. Es ist einzusehen, dass das kapitalgedeckte System im Abrechnungsverband Ost unter den derzeitigen Fi- nanzmarktbedingungen angepasst werden muss- te, allerdings hätte ich mir auch einen erhöhten Arbeitgeberbeitrag zur Kapitaldeckung vorgestellt und nicht nur zur Umlage. Von Jahr zu Jahr negativer empfinde ich die Ri- tuale, Phrasen und Halbwahrheiten rund um alle Tarifverhandlungen. Auf den Demos und in Veröf- fentlichungen werden durch den dbb hochgesteck- te Ziele als unverrückbar propagiert und dann das Erreichen von gefühlt der Hälfte als triumphaler Er- folg verkauft. Mehr Ehrlichkeit auch auf Seiten der Gewerkschaften ist dringend nötig, die erreichten Prozentzahlen wurden nicht seriös berechnet, der Verlust an Zuwachs durch Erhöhung der VBL-Bei- träge nicht beachtet. Außerdem befürchte ich, dass die Arbeitnehmerseite nun wieder zerstritte- ner agiert – die GEW hat ihren Mitgliedern Dinge in Aussicht gestellt, die aus Sicht anderer so nicht durchsetzbar waren und fühlt sich nun im Stich gelassen. Die deshalb in mancher GEW-Veröffent- lichung auftretenden Formulierungen finde ich be- fremdlich, allerdings hätte ich mir auch gewünscht, dass die anderen Gewerkschaften und Verbände des öffentlichen Dienstes ihren Mitgliedern deutli- cher und ehrlicher sagen, wie und weshalb sie sich zur Annahme des Arbeitgeberangebots in seiner Gesamtheit entschlossen haben. Und noch etwas in eigener Sache: Etwas enttäuschend war für mich, dass nicht mehr Mitglieder am 21.04.15 den Weg nach Voigtsgrün zur Veranstaltung des Regionalverbands Zwickau fanden, auf der es unter anderem um die Tarifver- handlungen ging. Diejenigen, die anwesend waren, haben auch „keine Zeit“. Sie unterrichten auch Kurse, stehen auch kurz vor dem Abitur oder der BLF, müssen auch korrigieren, haben ebenfalls schulpflichtige Kinder oder gebrechliche Eltern, um die sie sich kümmern müssen, haben auch (Arzt- und Friseur-) Termine usw. – und waren trotzdem da. Die For- mulierungen „Der Verband müsste mal“, „Man müsste mal“ dieses und jenes tun, kann ich nicht mehr hören. „Der Verband“, das sind die Mitglie- der, alle ehrenamtlich und alle in den Schulalltag eingebunden. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bei der Regionalvorsitzenden, Frau Schneider, unserem Tarifexperten und stellv. Vorsitzenden, Herrn Pabst, und besonders bei un- serem Landesvorsitzenden, Herrn Haubitz, für ihr Engagement, ihren Enthusiasmus und die aufge- brachte Zeit bedanken. Sie seien stellvertretend genannt für viele, die sich ehrenamtlich in unse- rem Verband in besonderem Maß engagieren. Und deshalb ist die Teilnahme an solchen Veranstaltun- gen für mich nicht nur eine Möglichkeit, fundierte und ungefilterte Informationen aus erster Hand zu erhalten, sondern auch eine Frage der Wertschät- zung der Arbeit unserer gewählten Vorstände. Oliver Scholz, Lessing-Gymnasium Plauen Nach der Einkommensrunde 2015 Am 21.04.2015 trafen sich die Mitglieder des Regionalverbandes Zwickau zur Mitgliederver- sammlung in Voigtsgrün. Unsere immer gern ge- sehenen Gäste Frank Haubitz und Steffen Pabst wurden diesmal von Thomas Langer, der seine alte Heimatregion besuchte, begleitet. Im Zentrum unserer Gespräche standen natürlich die Ergebnisse der Tarifrunde 2015 und die Reak- tionen aus den Kollegien darauf. Die Mitglieder machten keinen Hehl daraus, dass die Enttäu- schung überwiegt und wieder einmal eine Gele- genheit verschenkt wurde, in Zeiten einer stabilen Haushaltslage mehr als nur das Nötigste für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, beson- ders die tarifbeschäftigten Lehrer, zu tun. Steffen Pabst hatte uns mit detaillierten Informationen zu den Themen Entgelterhöhung, Altersvorsorge (VBL) und L-EGO sowie seinen noch recht frischen Eindrücken von den Verhandlungen in Potsdam eingestimmt und seine Rechenbeispiele und Er- läuterungen, die viele Mitglieder in ihrer Tragwei- te noch gar nicht überblickt hatten, waren sicher nicht dazu angetan, unsere Stimmung zu heben. Die folgende Gesprächsrunde machte deutlich, dass wir Gymnasiallehrer in Sachsen uns wohl in Zukunft nur selbst helfen können. Vielleicht brauchen wir wirklich neue, unkonventionelle Ansätze um uns und unseren Anliegen Gehör zu verschaffen. Die fehlende Wertschätzung der sächsischen Lehrer war zum wiederholten Male Thema unserer Diskussion. Gemeinsam wollen wir überlegen, welche Ideen und Vorschläge wir als Philologen einbringen können, um die Anerkennung unserer guten Arbeit einzu- fordern. Einige kurze Informationen zu Themen wie der anstehende Philologentag und das Sommerfest des PVS, aber auch der Stand der Einstellung von Referendaren und neue Kompetenztests rundeten unsere Zusammenkunft ab. Grund zur Euphorie gibt es wahrlich nicht, aber resignieren wäre sicher die falsche Entscheidung, denn „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ (Bertolt Brecht) Christine Krannig, Käthe-Kollwitz-Gymnasium Zwickau Diskussionsbeitrag zum Artikel „Streiks passen nicht in unsere Zeit“ der ProPhil Ausgabe 1/2015 Da möchte man Frau und Herrn Schilling fast empfehlen, ihren Arbeitgeber zu bitten, die er- reichten Streikergebnisse nicht für die eigene Ge- haltsabrechnung zu übernehmen. Ich befürchte, dass die Reaktion des Arbeitgebers sein wird: Wegen Geringfügigkeit abgelehnt! Was letztlich ja den Argumenten von Frau und Herrn Schilling entgegenkommen würde. Wozu der ganze Auf- wand? Und wenn wir einmal dabei sind: Wozu Philologenverband Sachsen, SLV, GEW? Inte- ressenvertretung schön und gut, aber das kann doch, wenn überhaupt, die GEW gleich für alle übernehmen! Nein, wir brauchen starke Interessenvertreter mehr denn je. Heute ist es der Versuch der Leistungskür- zung in der VBL, die Nichtrealisierung des Grund- satzes „Gleiche Leistung für gleiches Geld“, die Abschaffung von Altersteilzeitmodellen, die ver- deckten Arbeitszeiterhöhungen durch „Komplexe Lernleistungen/BeLL“, „Kompetenztests u. Ä., zu- nehmende Abordnungen/Versetzungen von Gym- nasiallehrern an Ober-,Förder- und Grundschulen“ um nur einiges zu nennen. Morgen könnten es die Abschaffung von K6, K9 Stunden, die Aufstockung des Regelstundensatzes oder, was ich für noch schlimmer halten würde, die weitere Kürzung der Stundentafel sein. Bei dieser Aufzählung möchte ich mich lieber kurz halten, nicht dass noch ein Leser in verantwortungsvoller Position auf Ideen gebracht wird. Diese Interessenvertretung benötigt natürlich auch Streiks, denn eine Lobby, wie sie z. B. Banken bei einigen Politikern haben, besitzen wir nicht. Viel- mehr sollten wir darüber nachdenken, welche zu- sätzlichen Formen ins 21. Jahrhundert passen, um unseren Forderungen Gehör zu verschaffen. Spon- tan fällt mir der Shitstorm ein. Sie wissen nicht, was das ist und wie es geht? Dann fragen Sie doch mal Ihre fest angestellten jungen Kolleginnen und Kollegen der Altersstufen 25 – 35 an der Schule. Die gibt es bei Ihnen nicht? Unsere Landesregie- rung wird das schon hinkriegen, habt Vertrauen! Rainer Werner, J.-W.-v.-Goethe-Gymnasium Chemnitz

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