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ProPhil_15_03

2 3-2015 Liebe Mitglieder, die Worte „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ aus Goethes Faust kamen mir in den Sinn, als ich am 12. Juni die Pres- semitteilung der Kultusministerkonferenz zur Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler gelesen hatte. Die Kultusministerkonferenz, deren Präsidentin in diesem Jahr unsere Kultusministerin Frau Kurth ist, hat damit erstmalig eine „Förderstra- tegie für leistungsstarke Schülerinnen und Schü- ler“ beschlossen. Die KMK verfolgt mit dieser Förderstrategie die Absicht, so ist zu lesen, leistungsstarken Schülerinnen und Schülern solche Lernbedingungen zu schaffen, die ihnen eine optimale Entfaltung ihrer Potentiale ermöglichen und ihnen ihrer individuellen Leistungsfähigkeit entsprechende bestmögliche Bildung zu vermitteln. Während in der Vergangenheit der Schwerpunkt auf der Förderung von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern lag, gilt es nun stärker, das Augenmerk auf die Leistungsspitze zu lenken. Bildungs- und Chancengerechtigkeit bedeutet, dass jedes Kind unabhängig von seiner sozialen und ethnischen Herkunft so gefördert wird, dass es den für ihn best- möglichen Bildungsabschluss erwirbt, der ihm ein selbstbestimmtes und erfüll- tes Leben in unserer Gesellschaft ermöglicht. Frau Kurth stellte fest, dass es in Deutschland „nur einen vergleichsweise geringen Anteil von Schülerinnen und Schülern auf den beiden oberen Kompetenzstufen sowohl im Bereich der Mathematik und der Naturwissenschaften als auch in Deutsch und Englisch gibt. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die es in die obersten Leistungs- stufen schaffen, hat sich zudem seit der ersten PISA-Studie nicht wesentlich verändert.“ Auf Grundlage dieser Analyse begründete sie die Notwendigkeit, sich nunmehr auch dieser Schülergruppe intensiver zuzuwenden. Damit wird eine seit vielen Jahren geäußerte Forderung des Philologenverban- des aufgegriffen und nun durch die KMK auf die Agenda im Bildungsbereich gesetzt. Wir brauchen gut gebildete zukünftige Eliten, um auch weiterhin die steigen- den Anforderungen, die durch die Globalisierung an den Wirtschaftsstandort Deutschland gestellt werden, zu bewältigen. Nur eine leistungsstarke Gesell- schaft ist auch in der Lage, das Sozialstaatsprinzip umzusetzen und allen Men- schen unseres Landes eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Bei der Förderung leistungsstarker Schüler darf aber das Augenmerk nicht nur auf die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten gelegt werden, sondern es geht um die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit, deren Handeln sich durch verantwortungsvolle ökonomische, ökologische und ethische Grundsät- ze auszeichnet. Ziel unserer Gesellschaft muss es sein, die Zukunftschancen aller Schüler zu verbessern. Dazu bedarf es motivierter und gut ausgebildeter Lehrer, was Hattie mit seiner Kernthese „Auf den Lehrer kommt es an“ ausdrückte. Es ist nur Zufall, dass exakt 25 Jahre nach dem letztmaligen Begehen des Lehrertages in der ehema- ligen DDR die Pressemitteilung zur Förderung leistungsstarker Schüler veröf- fentlicht wurde. Es ist eine sehr ambitionierte Strategie. So sollen die diagnos- tische Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer gestärkt und Entwicklungs- und Förderpläne durch Lehrkräfte erstellt werden. Weiterhin sollen Lernangebote für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler erweitert werden. Eine weitere Maßnahme ist die Einrichtung temporärer Lern- gruppen in klassen- oder jahrgangsübergrei- fender Form und eine stärkere Ermutigung zur Teilnahme an außerunterrichtlichen Angeboten wie Wettbewerben und Arbeitsgemeinschaften. Wichtige Elemente sind zur Verbreiterung der Leistungsspitze auch Angebote an weiterfüh- renden Schulen in Form von komplexen Leis- tungen, Facharbeiten bis hin zur Teilnahme an einem Frühstudium. Das geht aber nicht mehr „on top“ bei Sachsens Lehrkräften. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen arbeiten bereits heute bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit, teilweise auch darüber hinaus, was die seit Jahren steigende Zahl an Langzeiterkrankungen aufzeigt. Auch die personellen Ressourcen zur Umsetzung fehlen den sächsi- schen Gymnasien weitgehend. Für so manches Gymnasium in Sachsen mutiert das Wort „Ergänzungsbereich“ zum Fremdwort. Da steht die Absicherung des Unterrichts im Vordergrund. Und selbst hier werden teilweise schon erhebliche Anstrengungen unternommen, ohne vollumfänglich absichern zu können. Für zusätzliche Angebote fehlen die personellen Ressourcen. Auch wenn nicht für jede Fachrichtung in ausreichendem Maße Bewerbungen vorlagen, könnte bei Erhöhung der Stellenzahl durch Verschiebungen in der Lehrauftragsverteilung und durch Abordnungen der Unterricht am Gymnasium vollständig abgesi- chert werden. Um zusätzlich eine Förderung sowohl von leistungsstarken als auch von leistungsschwächeren Schülern in dieser angedachten und durchaus notwendigen Form individuell erfolgreich umzusetzen, bedarf es jedoch eines deutlich höheren Personalbesatzes. Dabei ist noch nicht einmal der erhöhte Personalbedarf zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention berück- sichtigt. Die Inklusion benötigt zusätzlich ausreichend Ressourcen, damit sie nicht zur „Sparklusion“ verkommt. Eine Gymnasiallehrkraft wird zukünftig immer mehr mit der Aufgabe konfron- tiert, leistungsstarke Schüler, leistungsschwache Schüler und Schüler mit son- derpädagogischem Förderbedarf so individuell zu betreuen, dass jeder Schüler einen optimalen Bildungserfolg erzielt und das bei einer Unterrichtsverpflich- tung von 26 Stunden. Über die große Gruppe der mittleren Begabungen bei den Schülern wird dabei kein Wort verloren. Auch sie gilt es zu fördern und zu fordern. Auch das geht nicht im Selbstlauf, sondern erfordert viel Zeit und Kraft. Dazu kommen noch Aufsichten, Lehrerkonferenzen, Dienstberatungen, Elternabende, Fachzirkel, Beratungsgespräche, Korrekturen, Schulfahrten, ... Die Liste ließe sich noch weiterführen. Zeitressourcen sind bei der überwie- genden Anzahl unserer Kolleginnen und Kollegen nicht mehr vorhanden. Für zusätzliche Aufgaben muss es auch Entlastungen geben. Es darf nicht sein, dass Gymnasiallehrkräfte nur einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, um ihre Arbeit an der Schule überhaupt bewältigen zu können. So schön wie die För- derstrategie auch klingt, sie muss nun materiell und personell untersetzt wer- den. Für die kommenden Jahre bedeutet dies, den Einstellungskorridor stark zu erweitern und den Ergänzungsreich an den Gymnasien auszubauen, um die neuen Anforderungen auch zu erfüllen. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, dass dafür neue Stellen geschaffen werden. Ihr Steffen Pabst und Frank Eiselt Inhaltsverzeichnis Vorwort2 Städtisches Gymnasium Mittweida 3/4 Bericht aus dem Lehrerhauptpersonalrat 4 Diskussion: Differenziertes Schulwesen 5 – 8 Sächsische Jungphilologen im Gespräch mit Kultusministerin 8 Studierfähigkeit9 Jahresterminplaner 2015/2016 10/11 Philologentag 2015 12 Licht und Schatten 13 Einkommensrunde13 Diskussionsbeitrag zu Streiks 13 Zuschriften zum Tarifabschluss 14 – 16 Resümee: Gymnasiallehrer in Sachsen bleiben 16/17 Bundespräsident Prof. Dr. Lammert zu Besuch im Coswiger Gymnasium 18 Zeit- und Selbstmanagement 18 Sommerfest des PVS im Gymnasium Klotzsche 19 Beitrittserklärung20 23-2015

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