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ProPhil_15_03

8 3-2015 Lehrer beurteilen leistungsgerechter als Eltern. Leistungsstarke Kinder aus bildungs- fernen Familien finden bei einer verbindlichen Übertrittsempfehlung deutlich häufiger den Weg auf das Gymnasium. Und umgekehrt: Eltern mit höherem Bildungsumfeld melden ihr Kind bei unterdurchschnittlichen Leistungen seltener am Gymnasium an. Oder anders betrachtet: Manche Eltern mit formal höherem Bildungsabschluss ten- dieren dazu, ihre Kinder zu überschätzen. Lehrer dagegen orientieren sich wesentlich stärker und objektiver am wirklichen Leistungsvermögen der Kinder. Ebenso das Ergebnis einer Studie des Wissen- schaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Das Ergebnis lautet wie folgt: Wenn Eltern be- stimmen dürfen, welche weiterführende Schule ihr Grundschulkind besuchen soll, verschärft dies die soziale Ungleichheit der Bildungskarrieren. Im WZ-Brief Bildung vom Dezember 2013 zeigen die Autoren, dass in deutschen Ländern, in denen dem Elternwillen der Vorrang gegeben wird, die Übergänge weniger leistungsgebunden, sondern stärker sozial bestimmt sind. CONCLUSIO – Die Länder sollten vor allem aus pädago- gischen Gründen (Vermeidung von Über- forderung) und aus Gründen des Erhalts des Gymnasialprofils Eignungsvorausset- zungen für den Zugang zum Gymnasium festsetzen. Die prognostische Validität eines Übertrittszeugnisses könnte noch gesteigert werden durch den Einsatz von Begabungstests. – Eltern müssen besser aufgeklärt werden über die Chancen, die sich auf nicht-gym- nasialen Bildungswegen bieten. Gespräch der sächsischen Jungphilologen mit Kultusministerin Brunhild Kurth Einstellungschancen in Sachsen, Lehrerausbildung und -fortbildung, Berufseinstieg, Leistungsanrei- ze für junge Kollegen und die Digitalisierung der Schulen: Viele Themen wurden angesprochen, als sich am 15. Juni Niels Döring, Hannes Toense, Franziska Heinert und Thomas Langer von der AG der Jungphilologen im PVS mit der Sächsischen Kultusministerin und derzeitigen KMK-Präsidentin Brunhild Kurth zu einem angeregten Gespräch tra- fen. Mit dabei waren auch der Leiter der Abteilung Gymnasien im SMK Dr. Heinrich sowie die Refe- ratsleiterin für Lehrerbildung Petra Zeller (nicht im Bild). Wichtigste Erkenntnis: Die Vorbereitungen für den Start des 18-monatigen Referendariats im Som- mer 2017 laufen auf Hochtouren. Somit wird eine der Hauptforderungen der Jungen Philologen er- füllt, schließlich wurde der sächsische Sonderweg „Turbo-Referendariat“ bundesweit kritisch beäugt. Das Gespräch machte allerdings deutlich, dass es ein einfaches Zurück zur früheren Konzeption des Vorbereitungsdienstes (und zur zweiten Staatsex- amensarbeit) nicht geben wird. Uni-Absolventen kommen heute mit deutlich mehr Praxiserfahrung ins Referendariat als vor der Reform des Lehramts- studiums. Dies fand Berücksichtigung im Curri- culum des 12-monatigen Referendariats – und daran wird sich auch bei einer Verlängerung auf 18 Monate kaum etwas ändern. Dass die Lehrerausbildung schulartspezifisch zu erfolgen hat, wird in Deutschland mehr und mehr bestritten. Nicht so in Sachsen: „Ich positioniere mich eindeutig für die schulartspezifische Aus- bildung“, machte Ministerin Kurth unmissver- ständlich klar. Die Jungen Philologen stimmten dieser Aussage zu – und dankten der Ministerin zudem für ihren öffentlichkeitswirksamen Einsatz für eine bundesweite Talentförderung – verwie- sen aber darauf, dass derart schulformspezi- fisch ausgebildete Lehrer es auch verdienen, an ihrer Schulform eingestellt zu werden. Zur Zeit sind aber eher die Grund- und Oberschulen der größte Arbeitgeber für junge Gymnasiallehrer in Sachsen. Für diese Kolleginnen und Kollegen fordern die Jungphilologen eine langfristige Perspektive am Gymnasium. Die Minis- terin konnte diese Garantie nicht geben, verwies auf die Stellensituation und bat ihre vier Gäste eindringlich: „Bit- te geben Sie diese fordernde Unnachgiebigkeit auf.“ Eine Übereinstimmung erreichten die Gesprächspartner in die- sem Punkt also nicht, waren sich aber einig, dass mehr da- für getan werden muss, Schülerinnen und Schü- ler für das Lehramt an Oberschulen zu gewinnen. Eine gemeinsame Zielgruppe wurde erkannt: die Absolventen beruflicher Gymnasien. In dem fast zweistündigen Treffen kamen noch weitere Themen aus der Agenda, die auf dem Jungphilologentag im September 2014 beschlos- sen worden war, zur Sprache: der Ausbau der Angebote der Berufseinstiegsphase, professionelle Fortbildungen, die weitere Verbesserung der Men- torenausbildung, die Unterstützung junger und älterer Kollegen beim Generationswechsel in den Schulen, Leistungsanreize und Aufstiegschancen, die Verbeamtung... Und schließlich die Versuche des Freistaats, seine Lehrer für den Unterricht in der digitalen Schule fit zu machen. Es gibt auch fürs neue Schuljahr genügend Ge- sprächsstoff für weitere Treffen im Kultusministe- rium. Liebe Referendarinnen und Referendare und junge Kolleginnen und Kollegen! Die AG Junge Philologen im PVS wird in diesem Schuljahr ihren Einsatz für Eure In- teressen verstärken. So sind spezielle „Starthilfe“-Veranstaltungen für Berufseinsteiger geplant. Es wird wieder einen Jungphilologentag geben. Und die beliebten Stammtische sollen über Leipzig hinaus ausgeweitet werden. Welche Wünsche, Vorschläge, Forderungen habt Ihr? Bringt Euch ein! Wir brauchen Euch! Ihr erreicht uns bei Facebook unter „juphis“ bzw. „phv.sachsen“ und bei Twitter unter @jungephilologen und @PhVSachsen. Oder schreibt eine e-mail an jungephilologen@aol.com. Euer Thomas Langer Juphi-Vorsitzender in Sachsen und Deutschland 83-2015

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