Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

ProPhil_15_03

173-2015 leider noch nichts zu bemerken. Die Schule meiner Abordnung in Görlitz hatte/hat ebenso mit ähnli- chen Problemen zu kämpfen und in das Bild passt, dass zwei Wochen nach Beginn des Schuljahres eine Fachkollegin sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedete – immerhin war ich für sie sofort als Ersatz eingeplant, im Gegensatz zu meiner eigentlichen Dienststelle, bei der nach der gleichzeitigen Pension der beiden Lehrerinnen im Fachbereich Kunst vor mehreren Jahren bis heute nur eine Stelle dauerhaft als Ersatz neu geschaffen wurde. Die Anzeichen für eine Weiterbeschäfti- gung/Entfristung schienen also nicht schlecht, war ich laut Vertrag weder als Krankheits- noch als Schwangerschaftsvertretung eingesetzt und zeigte sich der Bedarf doch mehr als deutlich. Im November 2014 wurde der neue Koalitionsver- trag geschlossen. Sachsens Zukunft zu gestalten, haben sich CDU und SPD vorgenommen und so wurde festgeschrieben, von der Praxis, befristete Verträge im Schulbereich zu vergeben, Abstand zu nehmen und stattdessen bis 2019 unbefristete Anstellungen zu gewährleisten. Von dieser Neure- gelung konnte ich nicht profitieren, da ich noch vor dem Inkrafttreten eingestellt wurde, jedoch mach- ten mir die festgeschriebenen Regelungen durchaus Hoffnung auf ein Gegensteuern in der Einstellungs- politik. Tatsächlich erfolgten alsbald erste Entfris- tungen – nur wurde ich leider nicht berücksichtigt. Der örtliche Vertreter der Philologenverbandes machte mir jedoch Hoffnung, indem er sagte, dass vor allem die bereits im Februar 2014 eingestellten Lehrkräfte einen neuen Vertrag erhalten hätten. Anfang dieses Jahres und nach Ablauf meiner Pro- bezeit erfolgten wiederum Änderungen befristeter Verträge und, gemäß des Koalitionsvertrages, nun auch unbefristete Neueinstellungen am Gymnasium in der SBA-Bautzen. Meine Hoffnung auf eine klare Zukunftsperspektive wurde jedoch abermals ent- täuscht. Stattdessen wurde mir telefonisch seitens der SBA mitgeteilt, dass wegen der derzeit fehlen- den Haushaltsstellen eine Entfristung nicht möglich wäre. In diesem Zusammenhang wurde mir außer- dem erläutert, dass der Bedarf weiterhin bestehen würde, meine Stelle aber neu ausgeschrieben wer- den müsste bzw. wird und ich mich gegen andere BewerberInnen durchsetzen muss. Im Vertrauen, dass meine Stelle neu besetzt wird, entschied ich mich, mich wieder in Ostsachsen mit meinem Erst- wunsch zu bewerben, im Wissen, dass damit eine Berücksichtigung in anderen Regionalstellen für das Gymnasium nahezu ausgeschlossen war. Ich ging dieses Risiko ein, denn, so dachte ich, gab es doch eine neu zu besetzende Stelle – ein Stelle, in die ich zudem eingearbeitet war, an der ich sehr gern tätig bin und bei der mein Schulleiter ebenso sehr daran interessiert war mich zu halten, um endlich Kontinuität gewährleisten zu können. Trotz dieser Voraussetzungen wuchs die Unsicherheit in mir, denn niemand konnte mir natürlich garantieren, ob nicht ein andere(r) BewerberIn mit besserem Noten- durchschnitt oder einer anderen Fächerkombination den Vorzug erhalten würde. Gleichzeitig erfuhr ich von dem örtlichen Vertreter des Philologenverbandes, dass er der Kultusminis- terin und dem bildungspolitischen Sprecher der CDU, Lothar Bienst, eine Liste von acht oder neun jungen LehrerInnen übergeben hatte, die sich in ei- ner ähnlichen Situation wie ich befanden. Weitere Initiativen der Personalvertretung meiner Schule, meines Schulleiters und einer sehr engagierten Kollegin erfolgten an entsprechenden politischen und amtlichen Stellen. Stets wurde in deren Reak- tionen dann auf vorher genannte Liste verwiesen und dass man sich in Gesprächen diesbezüglich befinden würde – vielleicht auch noch befindet. Ich war voller Hoffnung, doch vor ungefähr sechs Wochen erfolgte wiederum eine große Ernüchte- rung. Der Gewerkschaftler teilte mir nun mit, dass in der gesamten SBA-Bautzen null bzw. nur eine Einstellung am Gymnasium erfolgen würde. Be- gründet wurde dies damit, dass ein Überhang an Stellen auf dem Papier existiere – ein Überhang, der vermutlich mit dem realen Bedarf wenig zu tun hat. So werden scheinbar in dieser Statistik auch dauerhaft oder zur Zeit nicht arbeitsfähige, nicht in der Schule, sondern beispielsweise im Schulamt tä- tige, verkürzt arbeitende LehrerInnen usw. ebenso als Stelle gelistet. Eine konkrete Aussage über die letztendlich tatsächlich einsetzbaren LehrerInnen ist, und die vorher genannten Gründe dazu lassen es erahnen, wahrscheinlich nahezu unmöglich zu erhalten. Für mich persönlich hatte diese Entschei- dung sehr folgenreiche Konsequenzen, hatte ich mich doch nach dem oben genannten Telefonat mit der SBA-Bautzen in dem festen Glauben mit meinem Erstwunsch in der Regionalstelle Bautzen beworben, dass die Stelle neu besetzt werden wür- de. Nun erfuhr ich hingegen, dass diese Stelle gar nicht existierte. Meine Enttäuschung darüber war maßlos. Fair wäre es gewesen, dass man mir die Situation, wel- che natürlich bekannt war, wenigstens im Frühjahr auch bezüglich der Neueinstellungen realistisch dargestellt hätte, damit mir die Möglichkeit gege- ben worden wäre, mich rechtzeitig umorientieren zu können (z. B.: Erstwunsch SBA-Chemnitz). Statt- dessen war somit meine Einstellungschance am Gymnasium in Sachsen aufgrund des Bewerbungs- verfahrens (Berücksichtigung und Multiplikatoren für Erst-/Zweit-/Drittwunsch) praktisch nicht mehr existent. Weitere Eingaben verschiedenster Stellen folgten, auch Landrat Lange bemühte sich nach eigener Aussage mit persönlichen Interventionen beim Kultusministerium und sogar bei MP Tillich um eine Änderung der Entscheidung. Letzte Hoff- nungsschimmer auf ein Happy End keimten in mir auf – leider gab/gibt es dieses jedoch nicht. Nach einem halben Jahr äußerte sich am Don- nerstag nun erstmals die SBA-Bautzen, meine personalverwaltende Stelle, mir gegenüber zu meiner derzeitigen Situation, nachdem man mich monatelang in vollkommener Unklarheit und Unsi- cherheit über meine Zukunft ließ. Man könne mir trotz guter Arbeit des letzten Jahres auf Grund des Einstellungskorridors nur eine Angebot für eine Oberschule anbieten, hieß die knappe, wenn auch freundlich vorgetragene, aber für mich ernüchtern- de Mitteilung. Dieses Angebot habe ich jedoch nicht angenommen, denn nach den nervenaufrei- benden und emotional belastenden Wochen bin ich nicht bereit an dieser Stelle den „Feuerwehr- mann“ zu spielen. Ich bin nach Ostsachsen gezogen, um mir eine berufliche Perspektive am Gymnasium aufzubau- en. Dabei habe ich private „Belange“ hinten an- gestellt und einiges, nicht nur Geld, sondern vor allem Kraft, investiert. Nach den vergangenen Ereignissen fehlen mir aber die Kraft und die Mo- tivation ein Angebot anzunehmen, welches mir weder beruflich eine von mir erhoffte Perspektive eröffnet noch meinen privaten Bedürfnissen Rech- nung trägt. Eines von beiden muss jedoch zumin- dest mit meinen Vorstellungen im Einklang stehen, damit mir der notwendige Enthusiasmus und Spaß für diesen so schönen Job erhalten bleibt, um so weiterhin überzeugend meine Arbeit erledigen, die an mich gestellten Erwartungen erfüllen und auch die Arbeitsbelastung auf mich nehmen zu können. Dabei habe ich die von vielen Entscheidungsträ- gern geforderte Flexibilität bereits an vielen Stellen gezeigt. Ich appelliere an die Entscheidungsträger, dass sie sich bewusst sein sollten, dass das Land Sachsen in einem Wettbewerb steht, denn auch andere Bundesländer benötigen im Bildungsbe- reich einen Generationswechsel, welcher sich wei- ter zuspitzen wird. Es wäre zu hoffen, wenn über das derzeitige Maß hinaus nachhaltig gehandelt würde, denn für wirklich flexible arbeitssuchende LehrerInnen gibt es nicht nur die eine Alternative. Ich möchte meine Heimat eigentlich nicht verlassen, doch ich bin auch flexibel genug, um mich anderweitig zu orientieren. Trotzdem wäre ich gern „Lehrer aus Überzeugung in Sachsen“, insofern noch eine Möglichkeit für eine Einstellung am Gymnasium besteht. Ich weiß, dass Ihnen in Ihrer politischen Arbeit bewusst ist, dass Ihre Entscheidungen immer auch persönliche Auswirkungen haben und diese oftmals einen Kompromiss darstellen müssen, bei dem nicht alle berücksichtigt werden können. Ich möchte Ihnen mit meinen Ausführungen jedoch noch einmal schildern, wie sich diese konkret, aber nicht nur in meinem Fall, darstellen und welche Be- lastungen damit einhergehen. Dies soll auch kein „Bettelbrief“ sein, aber ich möchte mir auch nicht persönlich vorwerfen nicht bis zur letzten Sekunde um eine Weiterbeschäftigung am Gymnasium ge- kämpft zu haben, auch wenn ich damit vielleicht den geordneten Dienstweg verlasse. Ich bitte da- rum, dass Sie, sollte bereits eine endgültige Ent- scheidung getroffen worden sein bzw. doch noch getroffen werden, mich über diese, insofern Sie Kenntnisse darüber haben, zu informieren. „In jedem neuen Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben." – ich hoffe, dass Hermann Hesse damit Recht behält und ich diese Anfänge nicht mehr allzu oft auf mich nehmen muss. Ein bald ehemaliger und sehr enttäuschter Lehrer aus Sachsen. Mit freundlichen Grüßen Clemens Hoffmann

Seitenübersicht