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ProPhil_15_04

74-2015 länder. Dort heißt es in Paragraf 54 (1): „Das Land ist verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten das Schulwesen so zu fördern, dass alle in Niedersach- sen wohnenden Schülerinnen und Schüler ihr Recht auf Bildung verwirklichen können. Das Schulwesen soll eine begabungsgerechte individuelle Förderung ermöglichen und eine gesicherte Unterrichtsversor- gung bieten. Unterschiede in den Bildungschancen sind nach Möglichkeit durch besondere Förderung der benachteiligten Schülerinnen und Schüler aus- zugleichen. Auch hochbegabte Schülerinnen und Schüler sollen besonders gefördert werden.“ Das Schulgesetz von Nordrhein-Westfalen weist zudem in Artikel 2 (4) darauf hin, dass „die Schule […] die zur Erfüllung ihres Bildungs- und Erziehungs- auftrags erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Werthaltungen“ vermittle und „dabei die individuellen Voraussetzungen der Schü- ler/Schülerinnen“ berücksichtige. „Sie fördert die Entfaltung der Person, die Selbstständigkeit ihrer Entscheidungen und Handlungen und das Verant- wortungsbewusstsein für das Gemeinwohl […].“ Die in die Schulgesetze aufgenommene individuelle Förderung umfasst sowohl Individualisierungs- und Differenzierungsangebote im Unterricht für die Schüler/-innen durch Lehrende als auch zusätzliche Förderangebote durch die Schule außerhalb des Un- terrichts. Individuelle Förderung bedeutet in diesem umfassenden Sinne die konsequente Anpassung an die Lern- und Förderbedürfnisse der jungen Men- schen. Alle Schüler/-innen haben gemäß schulge- setzlichen Aussagen einen Anspruch auf individuel- le Förderung, in manche Schulgesetze sind explizit die „individuelle Förderung“ und die „Begabtenför- derung“ aufgenommen worden. Als Bedingungen des Gelingens einer solchen Förderung nannte And- reas Helmke (2009): die Notwendigkeit eines Ein- stellungswandels von Lehrkräften vom imaginierten Durchschnittsschüler hin zu einer vielfältigen, indivi- duellen Förderung, materielle Ressourcen und Zeit, geeignetes Lernmaterial und angemessene Diagno- seinstrumente sowie die diagnostische Expertise der Lehrkräfte in Kombination mit deren fachlicher und fachdidaktischer Expertise. LEHRERBELASTUNG REDUZIEREN Gleichzeitig wies er auf eine mögliche Restriktion dieser Ziele durch die Bildungsstandards hin, die sich beim kritischen Blick auf die PISA-Ergebnis- se für begabte Schüler/-innen beziehungsweise Spitzenleister/-innen zu bestätigen scheint: Begabte Schüler/-innen müssen aufgrund der Stagnation in ihrem hohen Leistungssegment bildungspolitisch und unterrichtspraktisch neu in den Blick genom- men und besonders gefördert werden. Dazu können schülerzentrierte, offene Unterrichts- formen im Rahmen einer „Gesamtchoreografie des Unterrichts“ (vgl. Gudjons 2004) dienen. Gleich- wohl müssen in diesem Zusammenhang auch wei- tere Gelingensbedingungen berücksichtigt werden: Sowohl für individualisierte, offene Förder- und En- richment-Angebote im Unterricht als auch für den Bereich zusätzlicher, an Schülerinteressen orientier- ter Arbeitsgruppen in der Schule ist aus Sicht der Lehrerbelastungsforschung eine Arbeitszeitredukti- on für die Lehrkräfte und eine höhere Lehrerstun- denzuweisung an die Schulen nötig. LITERATUR Bohl, Thorsten: Unterrichtsmethoden in der Realschule. Eine empirische Untersuchung zum Gebrauch ausgewählter Unterrichtsmethoden an staatlichen Realschulen in Baden-Württemberg. […], Bad Heilbrunn 2000. Gudjons, Herbert: „Was ist eigentlich ‚offen‘ am Offenen Unterricht?“, in: Pädagogik, Jg. 56, 2004, Nr. 12, S. 6–9. Gruehn, Sabine: Unterricht und schulisches Ler- nen. Schüler als Quellen der Unterrichtsbeschrei- bung, Münster 2000. Hackl, Armin: Individuelle Förderung von Be- gabungen. Vortrag auf der Tagung „Individuelle Förderung“ des Deutschen Philologenverbandes, 10.11.2008, Berlin 2008. Hartinger, Andreas: „Selbstbestimmungsempfin- den in offenen Lernsituationen […]“, in: Spreckel- sen, Kay/Möller, Kornelia/Hartinger, Andreas (Hrsg.): Ansätze und Methoden empirischer Forschung zum Sachunterricht, Bad Heilbrunn 2002, S. 174–184. Helmke, Andreas: „Diagnosekompetenz von Leh- rern“, in: Profil, Zeitschrift des Deutschen Philolo- genverbandes, 3/2009, Düsseldorf 2009, S. 32–37. Jürgens, Eiko: „Wege zu selbständigem Lernen. Erfahrungen von Lehrerinnen und Lehrern mit Freiarbeit“, in: Die Deutsche Schule, Jg. 90, Nr. 3, 1998, S. 321–332. Lin-Klitzing, Susanne: Lehrerfortbildung zum Of- fenen Unterricht. Ein empirischer Vergleich verschie- dener Durchführungsformen, Hohengehren 2011. Pauli, Christine/Reusser, Kurt/Waldis, Moni- ka/Grob, Urs: „Erweiterte Lehr- und Lernformen im Mathematikunterricht der Deutschschweiz“, in: Unterrichtswissenschaft, Jg. 31, Nr. 4, 2003, S. 291–320. Reiß, Elke/Reiß, Günter: „Einführung und Wei- terentwicklung von Freier Arbeit in der Schule für Lernbehinderte (Förderschule) […]“, in: Reiß, Günter/Eberle, Gerhard (Hrsg.): Offener Unterricht. Freie Arbeit mit lernschwachen Schülerinnen und Schülern, Weinheim 1992, S. 16 f. Slavin, Robert E.: „Kooperatives Lernen und Leistung: Eine empirisch fundierte Theorie“, in: Huber, Günter L. (Hrsg.): Neue Perspektiven der Kooperation, Baltmannsweiler 1993, S. 151–170. Slavin, Robert E.: „Research on cooperative learning and achievement: What we know, what we need to know“, in: Contempory Educational Psychology, Nr. 21, 1996, S. 43–69. Uhl, Siegfried: „Zur Wirksamkeit neuerer Lehr- und Lernverfahren“, in: Lehren und Lernen, Jg. 22, Nr. 12, 1996, S. 14–27. Weinert, Franz E.: „Lehr- und Lernforschung an einer kalendarischen Zeitenwende […]“, in: Unter- richtswissenschaft, Jg. 28, Nr. 1, 2000, S. 44–48. Informationen Ausführliche Informationen in der Reihe „Analysen- und Argumente“ der Kon- rad-Adenauer-Stiftung mit dem Titel: „Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler stärker fördern und besser fordern“ unter der URL: http://www.kas.de/wf/doc/kas_42305- 544-1-30.pdf?150820175206 Autorenangabe: Prof. Susanne Lin-Klitzing ist Dekanin des Fachbereichs Erziehungswissenschaften, Philipps-Universität Marburg und Leiterin des Wissenschaftlichen Beirates des DPhV PVS-Schulungsveranstaltung des RV Zwickau Im Mittelpunkt unserer Fortbildung am 25.11.2015 stand ein Vortrag unseres Referenten Christoph Ull- mann, Streetworker vom Blauen Kreuz aus Zwickau, der uns zum Thema „Illegaler Suchtmittelkonsum in Sachsen – Wie ist die Lage bei Gymnasiasten?“ in- formierte. Eines wurde mehr als deutlich, die Situation ist äu- ßerst ernst, die Zahl der Konsumenten, insbesonde- re von Crystal, wächst stetig. Eine niedrig dosierte Einnahme ist nur schwer zu erkennen. Schulstress, Versagensängste, hohe Forderungen an sich selbst und vor allem auch Kommunikationsarmut können zur Einnahme von Drogen führen. Wir müssen uns im Klaren sein, Drogen als Mittel der Leistungsstei- gerung sind bei Gymnasiasten durchaus akzeptiert. Dazu kommt, dass gerade Crystal in unserer Region leicht verfügbar ist und preiswert angeboten wird, d.h. vom Taschengeld bezahlt werden kann. Im Anschluss stellte Dietmar Schneider vom Goe- the-Gymnasium Auerbach das Lerncamp, das von dieser Einrichtung organisiert wird, als eine Form der Begabtenförderung vor. Ein während des letz- ten Camps entstandener Film führte ins Thema ein, stellte die Projektpartner (z. B. vom Theater, von Universitäten und Hochschulen) vor und mach- te neugierig auf interessante Workshops in völlig unterschiedlichen Bereichen. Nachfolgende Erläu- terungen von Herrn Schneider motivierten auch andere Schulen der Region diese Form der Begab- tenförderung zu überdenken. Steffen Pabst, der mit Frank Haubitz an unserer Ver- anstaltung teilnahm, informierte über aktuelle An- liegen des PVS. Themen wie neue Modelle der Al- tersteilzeit, Möglichkeiten des Aufstiegs in E14, die Einführung der 6. Erfahrungsstufe, aber auch die Schaffung von Voraussetzungen zur Integration von Flüchtlingskindern und die Reform des Referenda- riats sowie, nicht zu vergessen, die Notwendigkeit der Verbeamtung von Kollegen (eine alte Forderung der Philologen) wurden angesprochen. Um unserer Veranstaltung auch einen weihnachtli- chen Anstrich zu geben, werden wir die Wunschzet- telaktion des PVS unterstützen, die uns von unse- rem Landesvorsitzenden vorgestellt wurde. Frohe Weihnachten Christine Krannig

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