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ProPhil_16_02

16 2-2016 Bundesweiter Gymnasialtag in Stuttgart 2016 Am 04.03.2016 trafen sich Lehrer aus der gesamten Bundesrepublik zum Gymnasialtag des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) in Stuttgart, der unter dem Motto „innovativ – individuell – interdiszipli- när“ stand. In vier Runden mit insgesamt 26 Work- shops konnten sich die Teilnehmer Anregungen und Unterstützung für den Unterricht und Schulalltag holen. Während der Pausen hatte man die Möglich- keit, sich an den zahlreichen Ständen über Neuer- scheinungen von Büchern und Medien zu informie- ren. Eröffnet wurde der Gymnasialtag zuvor durch den Bundesvorsitzenden des DPhV Heinz-Peter Meidinger, den stellv. Vorsitzenden des Verbands Bildungsmedien Wolf-Rüdiger Feldmann, den Landesvorsitzenden des Philologenverbandes Ba- den-Württemberg Bernd Saur sowie den Kolumnis- ten der Zeitschriften DIE ZEIT und Der Tagesspiegel Harald Martenstein, deren Fazit übereinstimmend dahingehend war, dass bei den Grundprinzipien des Gymnasiums kein Änderungsbedarf besteht. Mei- dinger stellte klar, das Gymnasium verdanke seine 200-jährige Erfolgsgeschichte seiner Bildungsidee. Zugleich betonte er: „Nur die Konzentration auf das Kind – ohne fachlichen Anspruch – wird nicht zum Erzielen von Leistung führen.“ „Jeder soll seine Chance bekommen, aber er soll sie auch nutzen!“ – so eine Aussage Martensteins zur Bildungsge- rechtigkeit im Hauptvortrag, der in der nächsten „Profil“ veröffentlicht wird. Vernichtende Kritik äu- ßerte der Kolumnist an dem Verzicht auf Leistungs- anforderungen und an einer übertriebenen Lebens- weltorientierung. Wenn es schlechte Gewohnheit geworden sei, ein anspruchsvolles Abitur als Feind sozialer Gerechtigkeit zu diffamieren, so die rhetori- sche Frage des Referenten, müsste man dann nicht ebenfalls die Führerscheinprüfung mit ihrem rigiden Anspruch, dass alle Verkehrszeichen beherrscht werden sollen, abschaffen? Wenn andererseits die Lektüre der Klassiker der Weltliteratur zunehmend als nicht mehr zeitgemäß dargestellt und ein stär- kerer Bezug des Unterrichts zur Lebenswelt der Jugendlichen gefordert werde, sollten dann nicht konsequenterweise, so der Autor mit einem Augen- zwinkern in das Plenum, „Die besten Flirt-Tipps für Jungs und Mädchen“ in den Rang der Pflichtlektü- re an den Schulen erhoben werden? Die Kritik an überhasteten Bildungsreformen setzte Martenstein mit der Frage fort, wie es dazu kommen konnte, dass der Begriff des Bildungsbürgertums allzu oft abwertend verwendet werde. Martenstein, der sich als Arbeitersohn in der Vergangenheit in der Deut- schen Kommunistischen Partei engagiert hatte, war das Bildungsbürgertum seit je ein „Sehnsuchtsort“, zu dem ihm das Gymnasium mit dem Angebot umfassender Bildung den Zugang eröffnet habe. Deutlich machte er auch, dass Schule kein Repara- turbetrieb gesellschaftlicher Fehlentwicklung sein kann: „Schule ist mit ihrer Hauptaufgabe Bildung ausreichend ausgelastet.“ Wie wahr. Seine Anerkennung und Wertschätzung gegenüber der Tätigkeit von Lehrern drückte er resümierend in zwei Sätzen mit entwaffnender Klarheit aus: „Alles, was ich weiß, habe ich auf zweifache Weise gelernt, durch Bücher und Lehrer“ und „Dass ich heute vom Schreiben leben kann, verdanke ich vor allem der Schule und meinen Lehrern!“ Cornelia Schneider Rentner machen mobil Nicht erst seit gestern ist die Angleichung der Ostrenten an die Westrenten einer der Schwerpunk- te in der öffentlichen Diskussion. Bundessozialminis- terin Andrea Nahles will diese Angleichung sogar zur Chefsache machen und kündigte Anfang Juli ei- nen Vorschlag dazu an. Bis zur Veröffentlichung die- ser Zeitung wird dies hoffentlich erfolgt sein. Auch die sächsischen Gewerkschaften haben einen Anteil daran, dass dieses Problem, welches schon im Eini- gungsvertrag beschrieben und nach über 25 Jahren noch immer ungelöst ist, nun endlich behoben wer- den soll. Von einer biologischen Lösung war häu- fig die Rede! Makaber! Sowohl die Gewerkschaft verdi als auch der Beamtenbund haben nun Druck gemacht. Die Seniorenvereinigung des Sächsischen Beamtenbundes hat schon im April 2016 einen Brief an Ministerin Nahles geschrieben und darin die uns bewegenden Fragen aufgelistet. Keine Reaktion, keine Antwort dazu ist bis Mitte Juli eingegangen. Am 07.07. 2016 fand nun eine Veranstaltung in Dresden zum Thema „Angleichung der Rentenwer- te in Ost- und Westdeutschland“ statt. Gäste vom Deutschen Beamtenbund in Berlin und von verschie- denen Organisationen waren anwesend. Menschen in Ostdeutschland verlangen eine zügige Rentenan- passung, dies war der Tenor der Veranstaltung des SBB. Denn: Mit der Rente soll auch die Lebensleis- tung abgebildet und gewürdigt werden. Zu diesem Thema referierte Stephan Czogalla vom Deutschen Beamtenbund in Berlin. Er sprach aber auch von den Schwierigkeiten, dies durchzusetzen, denn eine Ver- besserung der Renten bedeutet Absenkung der An- sprüche der Jungen. Viele ostdeutsche CDU-Bundes- tagsabgeordnete sind deshalb skeptisch und unter- stützen nur halbherzig. Dr. Johannes Geyer sprach zum Thema „Altersarmut. Status quo und Pers- pektiven!“ Der dbb ist weiterhin bemüht, sich für diese Gruppe der Arbeitnehmer einzusetzen. Aber: sämtliche Anträge der verschiedenen Oppositions- parteien im Bundestag zur Erhöhung der Ostrenten wuden bisher abgelehnt. Alle sind sich einig, dass eine politische Lösung angestrebt werden soll, aber über das „Wie“ herrscht Uneinigkeit. Seit 2009 gibt es von den Regierungen nur Absichtserklärungen, die Formulierungen sind unterschiedlich zu inter- pretieren. Gegenwärtig ist der Plan, dass bis 2020 zur Angleichung der Rentenwerte ein „Rentenüber- leitungsgesetz“ festgeschrieben werden soll!?! Und ab 2018 ist dann eine Teilangleichung notwendig, so Martin Winkelbach. Aktuell betragen Renten im Osten 94,1 % des Westniveaus, die Löhne jedoch nur 87,1 %. Bei einer Ost-West-Angleichung blei- ben die bisher erworbenen Rentenpunkte erhalten. Das bedeutet, dass neben der Rente, die bereits be- zogen wird, sich auch die bisher erworbenen Brutto- ansprüche bei den Beschäftigten deutlich erhöhen, die schon viele Rentenpunkte erworben haben. Um eine insgesamt geringere Rente und damit die Ge- fahr der Altersarmut bei rentenfernen Jahrgängen im Osten zu verhindern, muss trotzdem weiterhin eine Höherwertung der Einkommen erfolgen oder zum gleichen Zeitpunkt in allen Branchen „100 % West“ gezahlt werden. Die jetzige Rentensteige- rung und eine Angleichung an den Rentenwert West kann dazu führen, dass viele Rentnerinnen und Rentner steuerpflichtig werden. Falk Ehlert von der Steuerverwaltung machte klar, dass die Steuererklä- rung eine Bringepflicht ist, sonst bekommt man eine Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärung und dies kann mit 6 % Verzinsung bei der Nachzahlung geahndet werden. Im Ruhestand gilt die nachgela- gerte Besteuerung. Einkünfte sind steuerpflichtig, aber steuermindernde Regelungen z. B. bei medi- zinischen Ausgaben, Haushaltshilfen usw. sind vor- handen. Ab 2005 gilt diese Regelung. Zu beachten ist, dass es Rentenfreibeträge gibt. Wer vor 2005 in Rente gegangen ist, hat einen Freibetrag von 50 %. Bei Unklarheiten sollte man sich auf jeden Fall an die Informations- und Annahmestelle des zuständigen Finanzamts oder einen Steuerberater wenden. Gegebenenfalls sollte ein Einspruch gegen den Steuerbescheid erfolgen. Albrecht Pallas vom Sächsischen Landtag unterstrich dann nochmals die Bemühungen vieler Abgeordneten, die Renten- angleichung möglichst zeitnah durchzusetzen und berichtete, dass im nächsten Etat des Bundes Mittel für die Rentenangleichung vorgesehen sind. All die- se Probleme waren auch Gegenstand der Podiums- diskussion, die sich an die Mittagspause anschloss. Dazu kam es noch zu Nachfragen zu Härtefallgrup- pen aus der DDR wie z. B. die Eisenbahner oder das mittlere medizinische Personal. Insgesamt umfasst dies 18 verschiedene Gruppen. Auch hier werden Lösungen für die kommenden Jahre angemahnt. Die Fragen aus oben erwähntem unbeantworteten Brief an unsere Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles wurden dem Landtagsabgeordneten Pallas mitgegeben mit der Bitte um Beantwortung, aber auch dem Hinweis, dass wir mit solch einer Arbeit unserer Politiker nicht einverstanden sind. Es war insgesamt eine gute Veranstaltung des SBB. Weitere sollten folgen! Gudrun Schreiner Anwesende Gäste: Stephan Czagalla Deutscher Beamtenbund Dr. Geyer Deutsches Institut für Wirtschaft Berlin Martin Winkelbach Deutsche Rentenversicherung Falk Ehlert Steuerverwaltung Albrecht PallasAbgeord. des Sächs. Landtages (SPD) Norbert Bullmann Sächsischer Beamtenbund 162-2016

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