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ProPhil_15_02

14 2-2015 Zur Entstehung des PVS Der Erfolg hat viele Väter. Der Misserfolg ist ein Waisenkind. Richard Cobden, engl. Nationalökonom Es begann mit einem Brief! Gudrun Schreiner hatte ihn Anfang 1990 einem Kollegen im Raum München geschrieben und ihr Interesse an einem Informationsaustausch über Gymnasium und über die Situation seiner Lehrkräfte bekundet. Der Kol- lege gab das an mich, den Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Philologenverbands Oberbay- ern, weiter. Nachdem ich die Maueröffnung im Kollegenkreis bei einer Verbandstagung erlebt hatte, war auch mir als kleinem, ehrenamtlichem Provinzfunktionär klar geworden, dass die bedeu- tendste politisch-gesellschaftliche Veränderung nach dem 2. Weltkrieg für uns Deutsche im Gange war und sicher auch das Bildungswesen erfassen würde. Natürlich antwortete ich umgehend und ausführlich. Nach kurzem weiteren Briefwechsel lud ich Frau Schreiner zur Frühjahrstagung des Bezirksverbands nach Mittenwald ein. Sie sagte sofort zu, sah erstmals in ihrem Leben die Alpen und verfolgte sehr aufmerksam das Tagungsge- schehen. Obwohl sie natürlich sehr zurückhaltend auftrat, war mir nach dieser Tagung klar, dass hier eine Kollegin in Radebeul war, die alle Vo- raussetzungen hatte, eine Berufsvertretung der Lehrer an den zukünftigen Gymnasien in Sachsen ins Leben zu rufen. Gern nahm ich ihre Einladung nach Radebeul und zum Besuch der EOS Jury Gagarin an und machte mich mit dem Obmann meiner Schule auf zur ers- ten Reise in „Das unbekannte Land“, wie die FAZ damals eine Artikelreihe überschrieb. Bei einer Hospitation sah ich Unterricht durchaus auf un- serem gymnasialen Niveau und es zeichnete sich inzwischen auch ab, dass aus den Erweiterten Oberschulen wohl bald Gymnasien werden wür- den. Einem Kreis interessierter Kolleginnen und Kollegen aus Radebeul und Meißen konnte ich im Lehrerzimmer dann meine Erfahrungen schildern. Die Rolle des Beamtentums bei den Lehrern, aber auch die Erfahrung, dass die Einheitsgewerk- schaft für alle Lehrkräfte nicht die besonderen Anliegen der Lehrkräfte an den Gymnasien ver- treten kann. Aber natürlich erzählte ich auch von unseren guten Erfahrungen und Erfolgen mit unserem Philologenverband als Berufsvertretung der Gymnasiallehrer. Fragende und skeptische Gesichter bei den Anwesenden! Besonders im Gedächtnis blieb mir eine Kollegin, die abweh- render Betroffenheit in der Diskussion reagierte. Dafür hatte ich großes Verständnis, denn zu stark waren die Veränderungen, gerade auch für die Lehrer, in den zurückliegenden wenigen Monaten gewesen. Später erfuhr ich, dass die Kollegin die Parteisekretärin der Schule war. Neben der Absicht zur Aufnahme von Schulkon- takten und Schüleraustausch, wo ich zu einem Be- such meines Josef-Hofmiller-Gymnasiums einlud, war natürlich der Blick bereits auf Fragen einer möglichen Berufsvertretung für die Lehrkräfte an den zu erwartenden Gymnasien gerichtet. Und es sollte auch sehr rasch gehen. Bereits dieser erste Besuch hinterließ bei mir auch einen sehr nachhaltigen Eindruck, der sich bei den weiteren Besuchen in den nächsten Jahren immer wieder bestätigte: die großartige Gastfreundschaft und Kollegialität ! Natürlich auch der Kollegenschaft untereinander! Danke liebe Kolleginnen und Kol- legen, dafür auch heute noch, vielleicht habt ihr doch gemerkt, dass ich es ehrlich meinte und mit Abscheu sah und hörte, wie Geschäftemacher und Betrüger bereits in den wenigen Monaten den Ruf der „Wessis“ zu ramponieren begonnen hatten. Heimgekehrt musste noch der Verbandsvorstand überzeugt werden, dass hier die Voraussetzungen für eine Verbandsgründung gegeben waren und sich der Bayerische Philologenverband ideell und materiell engagieren sollte. Da bisherige Bemü- hungen nicht erfolgreich gewesen waren, erkann- te man die Chance, die sich hier bot. Parallel dazu hatte Frau Schreiner sächsische Kolleginnen und Kollegen gefunden, die an einer Verbandsgrün- dung interessiert waren und so freute ich mich sehr, dass bereits im Mai der „Philologenver- band Sachsen“ (PVS) offiziell gegründet wurde. Wir versuchten hier in vielfältiger Weise hilfreich zu sein, berieten etwa mit über das Logo, gaben Werbeaufkleber in Auftrag und halfen bei den Vorbereitungen für den Start einer eigenen Zeit- schrift, die dann auch im Herbst des Jahres zur ersten Nummer der „pvs informationen“ führten. Beim zweiten Besuch Anfang Juli traf ich mit un- serem damaligen stellvertretenden Vorsitzenden und Pressereferenten Erwin Haydn dann bereits mit dem Vorstand des PVS zusammen und The- men waren neben Mitgliederwerbung und prak- tischen Fragen auch der erste öffentliche Auftritt des neuen Verbands mit einer Gründungsveran- staltung Anfang Oktober. Nun ging es atemberaubend schnell weiter. Die Vorstände des Bayerischen und des Deutschen Philologenverbands wurden aktiv und am 8. Sep- tember wurde der PVS mit anderen neugegrün- deten Philologenverbänden in der Deutschen Philologenverband offiziell aufgenommen. In der kurzen Zeit von einem halben Jahr war hier in Sachsen ein Verband entstanden, der bereits an vielen Schulen vertreten war und der seinen Mitgliedern schon einen Rechtsschutz mit ei- nem Vertragsanwalt anbieten konnte. Jeder, der Einblick in Verbandsarbeit hat, sieht diese Aufbauleistung von Gudrun Schreiner und ih- rem Vorstandsteam auch heute noch mit großer Hochachtung! Aber Frau Schreiner wusste auch, wie sie damals schrieb, „Das bedeutet: Es gibt viel Arbeit für uns alle!“ Die Gründungskonferenz im Luisenhof in Dresden mit zahlreichen Mitgliedern aus ganz Sachsen und Vorständen des Bayerischen und Deutschen Verbandes war dann der erste sichtbare Erfolg und der 1. Vorsitzende des Bayrischen Philolo- genverbands , Rainer Rupp, konnte die offizielle Partnerschaftsurkunde, die genaue Zielsetzungen und Maßnahmen enthielt, überreichen. Natürlich erforderte die Ausgestaltung des PVS noch Jahre und ich konnte mich dabei mit der Organisation von Obmannsschulungen und der Teilnahme an Verbandsveranstaltungen u. a. in Neukirchen, Dresden, Leipzig, Zwickau und Görlitz auch selbst einbringen, dabei viele Kolle-Gudrun Schreiner im Gespräch mit E. Sonnemann 142-2015

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