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ProPhil_15_02

92-2015 Anbei eine kleine Episode aus der Zeit des Anfangs. Erinnerung „SO NICHT“ Aller Anfang war nicht leicht, zumal wir auf viele Fragen keine Antworten hatten. Es war im Feb- ruar oder März 90 als wir in unserer Schule einen Betriebsrat anstatt des in der DDR allgegenwärti- gen FDGB’s in freier Wahl gründeten. Wie gut das war, sollte das Kollegium bald erfahren, denn die aus der „alten BRD“ einfallende GEW wollte die Mitglieder des ehemaligen FDGB gleich komplett übernehmen. Die fast einstimmige Meinung des Kollegiums da- mals war SO NICHT: Aber wie organisieren wir uns gewerkschaftlich? Und dann war da noch die Frage nach der neuen Schulleitung? Der Betriebsrat organisierte eine ge- heime Wahl für die neue Schulleitung. Ich wurde aufgefordert mich zur Wahl zu stellen und wurde gewählt. Nun wurden mir die Fragen gestellt. In welcher Krankenkasse sollen wir uns anmelden? Welche Gewerkschaft vertritt uns?, usw. Auf alle Fragen hatte auch ich keine Antworten, aber auf eine bin ich bis heute stolz, denn ich emp- fahl meinen Kolleginnen und Kollegen den PHILO- LOGENVERBAND SACHSEN, denn das ist bis heute richtig und hat sich all die Jahre bewährt. Ulrich Krähahn (ehemaliger Schulleiter Sportschule und Reclam-Gymnasium Leipzig) Ein Blick zurück! Das Jahr 1989 wird für viele Menschen in unserem Land als ein Jahr des totalen Umbruches in Erin- nerung bleiben. Das politische System veränderte sich grundlegend und damit alle staatstragenden Bereiche. Besonders deutlich wurde dieses mit den neuen Rechtsnormen. Wir als Lehrer versuchten, unseren Schülern in dieser Umbruchzeit einen soliden Fachunterricht zu gewährleisten und uns neu zu orientieren. In Leipzig wurde bereits im Frühjahr 1990 eine Sonntagsvorlesungsreihe zu Schulformen, Schul- organisation, Schulen in freier Trägerschaft,… organisiert und damit Lehrer mobilisiert. Ich fand mich in einer Arbeitsgruppe „Freie Pädagogik – Schulrecht“ wieder, und nach einigen Mona- ten hatten wir ein gutes Konzept für ein neues Schulgesetz und einen Vorschlag zur gesetzlichen Regelung zur Zulassung von Schulen in freier Trägerschaft geschaffen. Nach Ablauf dieser Ar- beitsphase schloss sich ein Teil der Kollegen dem „Fachverband der Pädagogen“ an, der bald im größeren Rahmen im „Sächsischen Lehrerver- band“ aufging. Bald zeigten sich die Schwächen eines allumfassenden Verbandes (POS [Unter- stufe, Mittelstufe], EOS [Oberstufe], Sonderschu- len, Kinderheime, … ), so dass viele Kollegen nach einer schulspezifischen Organisation suchten. Im Sommer 1990 trafen sich in Hahnenklee Leh- rer aus Dresden, Chemnitz, Leipzig, …, um einen Sächsischen Philologenverband zu gründen. Neben dieser organisatorischen Arbeit galt es, Verbandstrukturen von der Basis bis zum Landes- vorstand aufzubauen. Alles neben der täglichen Arbeit in der Schule und vollständig ehrenamtlich. In diesen Monaten wurde ich in den Stadtperso- nalrat (später in den Bezirks- und danach in den Landespersonalrat) gewählt und hatte damit für einige Jahre im Bereich „Arbeits- und Schulrecht, Schulpolitik“ mehr als zu tun! Anfangs wurden im Stadtpersonalrat die geplan- ten Anweisungen der Schulverwaltung diskutiert und mit Stellungnahmen versehen, Meinungs- austausch gepflegt, kurz: sachlich korrekt zusam- men gearbeitet. Jedoch verlagerte sich bald unser Hauptarbeitsgebiet in dem Begleiten des soge- nannten „Nowak-Erlasses“ – der Entlassung von Lehrern nach dieser Liste. Der damalige Bezirkspersonalrat war mit den Ge- sprächen der Betroffenen und Anhörungen mit dem Präsidenten des Oberschulamtes so ausgelastet, dass wir öfters Sondersitzungen durchführen muss- ten. Die Rechtsgrundlagen für diese „Entlassungs- welle“ waren äußerst dünn, da das Grundgesetz der BRD und Nachfolgegesetze keine Kollektiv- schuld (StGB§29) und keine nachträgliche Straf- barkeit (GG§103) kennen. Schuld muss immer der Person zweifelsfrei nachgewiesen werden. Mit die- sen Rechtsgrundsätzen und der korrekten Anwen- dung des damaligen Personalvertretungsgesetzes haben wir eine gute Arbeit geleistet. Die späteren Prozesse am Bundesarbeitsgericht bestätigten stets die juristisch sauberen Stellungnahmen der Perso- nalräte. Die häufig durchgeführten Schulungen und Zuarbeiten der Rechtsabteilungen und Anwälte der Lehrerverbände zahlten sich aus. Physisch und psy- chisch sehr belastend waren die damaligen juris- tischen Begleitungen betroffener Kollegen, für die der Verband nach Prüfung im Landesvorstand den Rechtsschutz übernahm. (Ich hatte bald aufgehört, die gefahrenen Kilometer zu zählen.) Die damaligen Personalratsmitglieder waren die ruhenden und ausgleichenden Pole in dieser span- nungsgeladenen Zeit. Eines war uns sicher: Freun- de in der staatlichen Schulverwaltung erwarben wir uns damals nicht! Bei aller Arbeitsbelastung verging auch diese Pha- se und endlich konnten wir uns mit der ganzen Kraft ungeteilt dem Aufbau des Sächsischen Gym- nasiums widmen! Dieter Stelzer Mitgliedsausweis aus der Anfangszeit Erinnerungen unserer Gründungsmitglieder an die Anfänge

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