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ProPhil_15_02

16 2-2015 Meine fünf Minister und ich – oder „Hase und Igel“ 25 Jahre PVS sind Anlass für mich Rückblick zu halten. Rückblick auf 16 erfolgreiche Jahre, in denen ich den Verband führen durfte. Seit 1999 verhandle ich im Interesse der Gymnasiallehrer mit Ministerpräsidenten, Ministern, Staatssekretären, Abteilungsleitern, Referatsleitern und Fachabtei- lungsleitern. Ich führte Gespräche mit Direktoren von Schulämtern, Direktoren der SBA, Direktoren von Schulverwaltungsämtern, Landräten, Bürger- meistern und Gemeinderäten. In regelmäßigen Abständen musste ich mich auf neue Gesichter einstellen. Ein Kommen und Gehen. Nur eines war immer gleich-ich. Als ich das Amt des Lan- desvorsitzenden übernahm, hätte ich mir damals nicht träumen lassen, dass ich mit nunmehr fünf Kultusministern Gespräche und Verhandlungen führen würde. Mit gerade mal 41 Jahren war ich einer der jüngs- ten Verbandsvorsitzenden in Deutschland. Viel Arbeit wartete 1999 auf mich, denn der Verband, den ich von meinem Vorgänger übernahm, stand in der Öffentlichkeit nicht gerade gut da und sein Image unter den Gymnasiallehrern war eher schlecht. Es ging darum, verlorenes Vertrauen bei den Lehrern zurückzugewinnen und das Interesse der Medien zu wecken. Unter meinem ersten Kul- tusminister, Matthias Rößler, galt es für die Gym- nasiallehrer die Vollbeschäftigung zu sichern. Uns gelang es, die drohende Zwangsteilzeit für unsere Kolleginnen und Kollegen abzuwenden. So hatten unsere Gymnasien die Ruhe, die sie benötigten, um sich erfolgreich zu entfalten. Gleich am Anfang meiner Amtszeit erschütterte ein schreckliches Er- eignis die Bildungslandschaft in Sachsen. Am 9. November 1999 stürmte ein 15-jähriger Schüler des Gymnasiums Franziskaneum in Meißen in sei- ne Klasse und stach mit zwei Messern auf seine Geschichtslehrerin Frau Sigrun Leuteritz ein, die kurz darauf in den Armen einer Kollegin starb. In vielen darauf folgenden Gesprächen mit unseren Mitgliedern wurde der Ruf laut, den Lehrern mehr Zeit zu geben, um sich um ihre Schüler kümmern zu können, ihnen zuzuhören, ihnen bei auftreten- den Problemen Hilfestellung zu geben. Der sich abzeichnende Schülerrückgang, der die Grund- schulen schon erreicht hatte, sollte für eine bes- sere Lehrer-Schüler-Relation und eine geringere Pflichtstundenzahl für die Gymnasiallehrer genutzt werden. Die damals vom Philologenverband auf- gestellte Forderung nach mehr Schulpsychologen ist heute noch aktuell. Ein Jahr später hatte ich dann meinen ersten großen Auftritt vor über 8000 Lehrerinnen und Lehrern auf einer Kundgebung auf dem Dresdner Schlossplatz. Es ging um die sofortige Anglei- chung unserer Gehälter an die der alten Bundes- länder und um mehr Mitbestimmung der Personal- räte. Während das Sächsische Verfassungsgericht die Einschränkung der Mitbestimmungsrechte der Personalräte für rechtswidrig erklärt hatte und das Personalvertretungsgesetz nach einigen Monaten verbessert wurde, sollte es noch zehn lange Jahre dauern, bis die Angleichung der Gehälter im We- sentlichen erreicht wurde. Noch heute ist diese Angleichung nicht vollständig vollzogen. Immer noch wird im öffentlichen Dienst der Länder in die Tarifgebiete Ost und West unterschieden. Genannt sei hier die unterschiedliche Höhe der Jahresson- derzahlung. Unter Matthias Rößler wurden wichti- ge bildungspolitische Weichen für das Gymnasium gestellt. Die Wichtung in den Lehrplänen und eine neue gymnasiale Schulordnung haben wesentlich zur heutigen Qualität des sächsischen Gymnasi- ums beigetragen. 2001 wurde mit St. Afra Meißen das erste staatliche Hochbegabtengymnasium Deutschlands eröffnet, das seitdem allen Kindern ab der 7.Klasse unabhängig von der Herkunft und vom Einkommen der Eltern offensteht. Matthias Rößler wechselte ins Wissenschaftsmi- nisterium, was ich persönlich sehr bedauerte, da er ein sehr verlässlicher Partner war und nichts auf seine Gymnasiallehrer kommen ließ. Ihm folgte am 2. Mai 2001 Prof. Karl Mannsfeld als neuer Kultusminister. Schnell entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis, auf dessen Grundlage viele Verbesserungen für unsere Gymnasiallehrer erreicht werden konnten. In seiner Amtszeit er- wirkten wir eine Absenkung der Unterrichtsver- pflichtung für Gymnasiallehrer mit Wirkung zum 1. August 2004 von 27 auf 26 Stunden. 10 Jahre hatte es gedauert, um die „zeitlich befristete“ Erhöhung wenigstens um ein Drittel zurückzudre- hen. Die Klassengröße am Gymnasium wurde auf 25 Schüler festgeschrieben und für Informatikleh- rer, die die Rechentechnik an unseren Gymnasien warten und die Arbeit mit den anderen Fächern koordinieren, wurden Anrechnungsstunden er- kämpft. In seiner Amtszeit entstanden neue Lehr- pläne für das Gymnasium und der Profilunterricht wurde auf den Weg gebracht. Die knapp drei Jah- re, in denen ich mit Prof. Mannsfeld und seinem Referenten Richardt Neun zusammen arbeiten durfte, waren die erfolgreichsten Jahre für unse- ren Verband. „Die fetten Jahre sind vorbei. Nun heißt es in Grabenkämpfen das zu verteidigen, was bisher errungen wurde.“ Diese Worte von Peter Heesen sollten die kommenden 10 Jahre meiner Verband- stätigkeit prägen. Mit dem Amtsantritt von Steffen Flath als Kultus- minister am 11. November 2004 wurde ein dra- matischer Sozialabbau für unsere Mitglieder ein- 162-2015

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