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ProPhil_15_01

10 1-2015 25 Jahre PVS Dresden-Artikel von Heinz Durner, Ehrenvorsitzender des DPhV Wie ich die Wende 1989 erlebte! 1. Das politisch geschichtliche Erleben 1.1 Natürlich ging es mir genauso wie Millionen anderen Menschen – in Deutschland und in der Welt: Da ist ein Wunder geschehen! Ein Missverständ- nis eines Tischzettels! Zuerst fast ungläubiges Hinhören und Hinschauen, dann gespannte Erwartung: „Was macht Moskau?“ Fast 1 Million sowjetische und DDR-Soldaten waren um Berlin stationiert, der Westen wäre gegen ein Eingreifen dieser Übermacht wehrlos gewesen. Doch das Wunder führte Gott sei Dank und Dank der gewaltlosen Massenbewegung der Menschen in der DDR zu einem glücklichen Ende. 1.2 Als Kriegskind geboren (1941) und politisch aktiv seit 1953!! haben mich die Ost-West-Auseinandersetzung, der kalte Krieg, die Erlebnisse 1953 (17. Juni), 1956 (Ungarnaufstand), 1962 (Kubakrise), 1968 (Prager Frühling) und die ausufernde Hochrüstung der 70-er und 80-er Jahre sehr bewegt und beunruhigt. Im November 1989 waren für mich zwei Personen mitentscheidend für das Wunder vom 9. November 1989: Papst Wojtyla als Johannes Paul II. 1978 auf den Stuhl Petri gekommen und Michail Gorbatschow, der 1985 mit Glasnost und Perestroika neue Hoffnun¬- gen in die Ost-West-Bewegung brachte! 1.3 Erschrocken war ich über die zum Teil völlig unverständlichen und mich sehr enttäuschenden Reaktionen unserer „Freunde und Verbündeten“: Margaret Thatcher in London, Andreotti in Rom und Mitterand in Paris äußerten sich spontan skeptisch zum Fall der Mauer und lehnten spontan ein wiederverei- nigtes Deutschland ab. Ab hier war mir klar – das wird ein steiniger Weg! 2. Das persönliche Erleben 2.1 Unsere Tochter Susanne fuhr noch in der Nacht nach Berlin, erlebte persönlich die Menschen auf der Mauer und brachte Mauersteine mit nach Hause (die ich sehr gut aufbewahre). 2.2 Der DPhV sowie einige Landesverbände, vor allem Bayern und Niedersachsen, starteten umgehend das Projekt „Lehrer laden Lehrer ein!“ Diese Begeg- nungen gestalteten sich bald zur Keimzelle von Bekanntschaften, Freundschaften und führten später zum Aufbau der Philologenverbände. 2.3 3./4. Mai 1990: Treffen mit dem späteren Minister Prof. Mayer in Leipzig Wir wohnten in einem Studentenheim der Universität Leipzig am Rande der Stadt. Am Morgen des 4. Mai klopfte Frau Marini, die mitgekommene Sekre- tärin des DPhV, aufgeregt an meine Zimmertüre: „Herr Durner, ihr Auto wurde aufgebrochen!“ Und so war es dann auch – Radio, mitgebrachte Geräte – alles weg! Das fast nicht essbare Frühstück ließ ich stehen. (Aber dies sollte einer der wenigen negativen Eindrücke und Enttäuschungen bleiben!) 2.4 Übernachtung in Hohenschönhausen (Juni 1980) Auf Vermittlung des VBE-Kollegen Janke aus Berlin konnte der Vorstand des DBB im vornehmen SED-Funktionärsbau „Hohenschönhausen“ tagen. Abends um 18.00 Uhr rief mich die Sekretärin des DBB-Vorsitzenden, Frau Wischnowski, an und sagte: „Herr Durner, Herr Geyer (war DBB-Vorsitzender) ist krank, sie können in der Suite von Herrn Honecker schlafen!“, was ich natürlich sofort tat! Neben dem Bett stand auf dem Tisch ein rotes Telefon: ich probierte, ob man da auch durchwählen kann! Und siehe da – ich hatte freie Wahl. Bis tief in die Nacht habe ich Gott und die Welt angerufen! 2.5 Veranstaltung in Sachsen-Anhalt, in Quedlinburg, organisiert von Herrn Böhm Dieser Ort war mir völlig unbekannt – ein spanisches Dorf, wie man so sagt! Die Veranstaltung ging bis 21.00 Uhr und ich wollte vom Ort noch etwas sehen und eilte durch die Straßen. Die eindrucksvollen Fassaden sind mir bei schwacher Beleuchtung noch nicht aufgefallen, aber ein Gedenkstein, der mich total stutzig machte mit der Inschrift: „An dieser Stelle wurde ‚Heinrich der Vogler‘ 916 n.Chr. darüber informiert, dass er Deutscher Kaiser werden sollte. Hundert Mal hatte ich das Lied „Herr Heinrich sitzt am Vogelherd“ von Loewe gesungen – und jetzt, 1990 erlebte ich, dass hier in Sachsen-Anhalt eine entscheidende Wiege der deutschen Lande stand. Für mich begann ein Umdenken im Begreifen der deutschen Geschichte, die Stätten der Kultur und Geschichte Ostdeutschlands waren uns bis auf wenige Orte (Weimar) fremd! 2.6 Begegnung in Banz Die Hanns-Seidel-Stiftung lud im Sommer 1990 Lehrkräfte aus Sachsen zu einer Informationsveranstaltung auf Schloss Banz in Oberfranken ein – initiiert vom BPV. Die Begegnungen und die Gespräche mit interessanten und tollen Menschen waren Bereicherung pur – eine Geschichts-, Kultur- und Bildungser- weiterung. Die sehr intensiven Gespräche über Lehrerbildung, über POS und über Bildung ganz allgemein, die ich mit der Kollegin Jutta Lux führen konnte, mündeten in eine wunderbare Freundschaft und bildeten die Brücke zur Polytechnischen Oberschule in Klotzsche, zu Herrn Frank Haubitz und zu vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen. 2.7 Austausch und Partnerschaft der POS Klotzsche mit dem Gymnasium Unterhaching Die 1990 beginnenden persönlichen und schulischen „Begegnungen zwischen beiden Schulfamilien“ (auch Elterneinladungen) waren für beide Seiten ein Glücksfall: In einem intensiven und lebendigen Lehrer- und Schüleraustausch, in vielen Sachgesprächen, auf gemeinsamen (Voraplen-)Wanderungen, zu denen ich immer eingeladen habe, entstand das Projekt „Gymnasium Klotzsche“ ebenso wie das Werden des Philologenverbandes Sachsen. Im Herzen von Frank Haubitz durfte ich die gymnasiale Idee einpflanzen! Dir, lieber Frank, ein herzliches Danke! 101-2015 2.33./4. Mai 1990: Treffen mit dem späteren Minister Prof. Mayer in Leipzig

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