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ProPhil_15_01

91-2015 In der Eröffnung machte Steffen Pabst, der durch die Veranstaltung führte, deutlich, dass sich die Vielfalt menschlicher Begabungen in einer Viel- falt von Bildungswegen ausdrücken muss, die es jedem Menschen ermöglicht, entsprechend seinen individuellen Fähigkeiten den für ihn optimalen Bil- dungsweg zu belegen. Um dies zu verwirklichen, bedarf es einer berufsorientierenden und einer wissenschaftsorientierten Säule im Bildungssystem mit der Möglichkeit, zwischen diesen Säulen zu wechseln. In ihrem Grußwort erläuterte die Kultusministerin Brunhild Kurth die Grundsätze sächsischer Schul- politik für diese Übergänge. Dazu gehören die Bildungsempfehlung nach der vierten Klasse (und nicht allein die Entscheidung über die weiterführen- de Schulart durch den Elternwillen), die Beibehal- tung der Kopfnoten, in welchen das Arbeits- und Sozialverhalten gespiegelt wird, unterschiedliche Prüfungssituationen, die zum Erreichen sächsischer Schulabschlüsse führen und natürlich das Vorhan- densein verschiedener Wege zum Abitur. Damit ist sowohl eine horizontale- als auch eine vertikale Durchlässigkeit gewährleistet. Kritisch betrachtet sie den Trend zur Akademisierung und forderte von den Schulen, mehr für ein klares Bild von Berufsausbildung beizutragen. Als Grundlagen der Erfolge sächsischer Schulen sieht sie vor allem die Stabilität und Verlässlichkeit des Schulsystems. Josef Kraus, wie immer in glän- zender Verfassung, entwickelte in zehn Kernpunkten seine Vision von einer gleichen und gerechten Schule. Unter anderem verwies er darauf, dass Schule keine Institu- tion zur Schaffung von Gleichheit sondern eine zur Förderung der Individualität ist. Differenzierung ist Gleichheit lautete eine seiner Thesen und folgerte: vermeintli- che Gleichheit wird durch das Ab- senken des Lernniveaus erreicht. Seine Schlussfolgerung, wenn alle das Abitur machen, gibt es kein Abitur mehr. Folglich forder- te er schulische Vielfalt, also die Beibehaltung des gegliederten Schulwesens. Die Debatte um Bildungsgerechtigkeit führe aber eher zur gleichen Schule für alle und eröffne damit dem Privatschulwesen Tür und Tor. Besonders wichtig sei aus seiner Sicht die ver- tikale Durchlässigkeit, also die vielfältigen Wege zum Beruf oder zum Studium. Eine Entscheidung für eine weiterführende Schulart ist nach 4 Jahren Grundschule in der Regel gut möglich. Weiteres gemeinsames Unterrichten bringe keinen nach- weisbaren Zugewinn. Prof. Jongebloed unterstrich viele der von seinen Vorrednern vertretenen Thesen. Er verwies dann aber auch auf die Besonderheiten der dualen Ausbildung an deutschen Berufsschulen. In die- ser komplementären Konstellation sieht er den grundlegenden Erfolgsfaktor deutscher Berufsaus- bildung. Er hielt ein brennendes Plädoyer für die Weiterführung dieser Ausbildungsstrategie. Prof. Jongebloed machte deutlich, dass es in Deutsch- land etwa 40 verschiedene Wege gibt, um einen Hochabschluss zu erwerben. Er bedauert, dass die- se Vielfalt von Wegen in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. In seinem Vortrag zeigte Prof. Jongebloed nach, dass es nach jedem erreich- ten Abschluss verschiedene Anschlussmöglichkei- ten zu weiterer Bildung gibt. Entschieden wandte er sich gegen die Betrachtung von Bildung unter dem ökonomischen Verwertungsaspekt. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion merkte Frau Kurth, dass das Beherrschen der grundlegender Kulturtechniken, wie das Erlernen der Schreibschrift und die Verinnerlichung grund- legender sozialer Kompetenzen, Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schullaufbahn sind. Breiten Raum in der Podiumsdiskussion nahm die Proble- matik der Beschulung von Flüchtlingskindern ein. Wie gelingt es uns, diese oft traumatisierten Kinder und Jugendlichen in unser Schulsystem zu integ- rieren und sie entsprechend zu fördern? Das SMK ist sich dieser schweren Aufgabe bewusst und hat als eine der ersten Konsequenzen die Erhöhung der Ausbildungskapazitäten im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ deutlich erhöht. Neben den Uni- versitätsstandorten Leipzig und Chemnitz wird zu- künftig die Technische Universität Dresden diesen Ausbildungsgang anbieten. Gerhard Pöschmann Impressum Herausgeber: Frank Haubitz, Landesvorsitzender Philologenverband Sachsen e.V. Redaktion: Steffen Pabst, Carmen Preißler PVS-Geschäftsstelle: Carmen Preißler Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden Tel. (0351) 8025247, Fax: (0351) 8025241 Internet: www.phv-sachsen.de Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder des PVS ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder beträgt jährlich 7,16 Euro; Einzelpreis 1,79 Euro zzgl. Postgebühren Hinweis: Für den Inhalt verantwortlich: Herausgeber Mit dem Namen der Verfasser gekenn- zeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Herausgeber behält sich redaktionelle Kürzungen vor. Satz und Druck: Lößnitz-Druck GmbH, Radebeul Titelfotos: Steffen Pabst Redaktionsschluss für 2/2015: 10.07.2015 1/2015 Kultusministerin Brunhild Kurth im Gespräch mit Prof. Jongebloed

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