Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

ProPhil_15_01

16 1-2015 Aus der Chemnitzer Region: „Wer nur im Kreis Gleichgesinnter verkehrt, übersieht die Ecken und Kanten seiner Weltanschauung.“ (Gregor Brand) Unter diesem Motto waren die Kolleginnen und Kollegen zur Frühjahrsveran- staltung Ende März vom Chemnitzer Regionalvorstand eingeladen worden. Den zahlreich erschienenen Mitgliedern wurde neben dem traditionellen Informa- tions- und Gedankenaustausch am Stammtisch diesmal die Möglichkeit gebo- ten, die neue Synagoge in Chemnitz zu besichtigen. Die zweistündige, jedoch sehr kurzweilig gestaltete Führung vermittelte vielfältige Einblicke und Erkennt- nisse – sowohl in die spezifische Architektur des modernen Gotteshauses als auch in den jüdischen Glauben, das Leben im Allgemeinen und die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Chemnitz im Besonderen: In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde die zwischen 1897 und 1899 am Stephanplatz errichtete Synagoge ebenso wie 2.000 weitere in Deutschland in Brand gesetzt und zerstört. Von den ca. 3500 um 1930 in der Stadt lebenden Juden waren nach Kriegsende nur noch 57 Personen übrig geblieben. Nach der Wende wuchs die Anzahl der Gemeindemitglieder in den neunziger Jahren, vor allem durch Zuwanderungen aus dem Osten, rasch an. Gebraucht wurde natürlich auch eine neue Synagoge. Deshalb beauftragte die Stadt Chemnitz in enger Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde den Archi- tekten Professor Alfred Jacoby mit deren Entwurf. Diese und ein dazugehöriges Gemeindezentrum wurden dem Glauben entsprechend erhöht an der Stollberger Straße am Rande der Innenstadt errichtet und im Mai 2002 geweiht. Sowohl in der Synagoge, gebaut als konische Ellipse, die von einem Glas-/Stahldach kuppelartig überwölbt wird, als auch im Gemeindezentrum finden jeweils etwa 300 Menschen Platz. Mit vielfältigen kulturellen Angeboten präsentiert sich das Zentrum als ein gastfreundliches und weltoffenes Haus. Nach der von den Anwesenden begrüßten Ergänzung bisherigen Wissens über die jüdische Kultur zeigten sich „die Ecken und Kanten“ dann „im Kreis Gleichgesinnter“ am Stammtisch. Der Regionalvorstand informierte zunächst über seine Tätigkeit und die Entwick- lungen in den letzten Monaten. Dabei wurden insbesondere seine nachdrück- lichen Bemühungen um eine Arbeitserleichterung durch Veröffentlichung von Prüfungsfragen in einem geschützten Bereich (siehe ProPhil 4/2014) und die mit Unterstützung von Mitgliedern der Region verfasste Stellungnahme zur ange- dachten Verordnung der GTA-Finanzierung erläutert, aber auch auf anlässlich des Schulpolitischen Forums 2015 getroffene Aussagen und Positionierungen, z. B. zur Bildungsempfehlung, hingewiesen. Des Weiteren stellten die Vorstandsmitglieder ihre Idee eines zweiten Bildungspolitischen Kolloquiums in der Region zur Diskussion: Ein Treffen von Gymnasial- und Hochschullehrern, um die Schnittstelle zwischen Schule und Studium genauer zu beleuchten, fand die Unterstützung der Mitglieder. Sie werteten das Vorhaben als eine spezifische Aufgabe eines Gymnasiallehrer- verbandes und damit als ein Alleinstellungsmerk- mal des PVS. Ziel ist eine differenzierte Betrach- tung vermittelter Kenntnisse und Fähigkeiten sächsischer Abiturienten im Vergleich zu den Erwartungen und Anforderungen der Universitäten. Dieser unmittelbare und fachgruppen-, eventuell sogar fach- spezifische Austausch soll dazu beitragen, die Kluft zwischen Abiturwissen und an der Universität geforderten Kenntnissen zu überwinden. Kritisch hinterfragten die Stammtischgäste nicht nur die Tarifauseinandersetzun- gen, sondern auch die von ihnen als unerträglich empfundene Einstellungs- praxis. Allein im Bereich der SBA Chemnitz mussten in diesem Schuljahr bisher mehr als 50 Absolventen des gymnasialen Lehramtes Angebote für eine Tätigkeit an einer Förder-, Grund- oder Oberschule annehmen. Der von ihnen unterzeich- nete unbefristete Arbeitsvertrag wird wohl ein ebenso langes Verweilen an einer fremden Schulart mit all den damit verbundenen Konsequenzen zur Folge haben. Zugleich thematisierten die Mitglieder ihre Befürchtungen bezüglich der Qualität des Unterrichts am Gymnasium: „Einige der von uns ausgebildeten Absolventen beendeten ihr Referendariat mit einem Durchschnitt von 1,..., an unserer Schule erscheinen nun aber junge Kolleginnen und Kollegen mit gleichen Fächern, je- doch wesentlich schlechterem Abschluss. Wie kann das sein? ...Muss das sein?“ Auf Interesse der Mitglieder stieß außerdem das geplante zweite Sommerfest des PVS. Der bereits bekannte Rahmen unter dem Motto „Reden und Gestalten statt Meckern und Verwalten“ regte zu zum Teil erheiternden Überlegungen an, mit welchen politisch verantwortlichen Persönlichkeiten man denn gern einmal ungezwungen und in schlichter Atmosphäre über die Bedingungen für die gym- nasiale Bildung in Sachsen oder die stetig steigende Arbeitsbelastung sprechen möchte. Der Regionalvorstand wurde beauftragt, dem Landesvorstand einzelne Gäste vorzuschlagen. In Bezug auf die Terminierung des diesjährigen Philologentages, der bekanntlich der Gründung des Verbandes vor 25 Jahren sowie seiner bis- herigen und zukünftigen Entwicklung gewidmet sein soll, reagierten die An- wesenden enttäuscht und verärgert. Auch sie haben sich über viele Jahre im und für den PVS engagiert und damit zu dessen heutigem Erscheinungsbild beigetragen – zum Beispiel als Ansprechpartner vor Ort (Obleute) oder Mitglied des Regionalvorstandes, mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Pflichten eines Personalrates, durch den kontinuierlichen Besuch von über- und regio- nalen Verbandsveranstaltungen oder dem an Mitgliederinteressen orientierten Benennen von Problemstellungen und aktivem Umsetzen von Ideen. Aufgrund der Wahl eines Wochentages und dieser Uhrzeit, noch dazu während der Prüfungskorrekturen, fühlen sie sich ausge- laden: Welchen und wie vielen Mitgliedern wird es möglich sein, die Veranstaltung in Dresden ab 14 Uhr zu besuchen? Selbst den in der Stadt un- terrichtenden Kolleginnen und Kollegen dürfte dies ohne eine Freistellung vom Dienst, deren Ge- währung bezweifelt werden muss, kaum gelingen. Lesen Sie dazu auch die Meinungsäußerung „Vergebene Chance?“ Cornelia Krauße (Vorsitzende des Regionalvorstandes) Vergebene Chance? Mit Freude und Stolz lasen wir in der letzten Aus- gabe der Zeitschrift ProPhil die Einladung zum diesjährigen Philologentag. 25. Geburtstag eines Verbandes, der praktisch zu denen der ersten Stunde gehört und sich nun schon so lange für die Belange der Gymnasiallehrer einsetzt, das versprach einen Tag mit Rückblicken auf Erfolge und Ausblicke in die Zukunft, mit Festlegen von neuen Zielen und interessanten Gesprächen über Erfahrungen sowie Antworten auf brennende Fragen, also ein Tag, der einem wieder einmal verdeutlicht, dass man nicht allein steht, sondern vorhandene Probleme teilt und vielleicht gemeinsam lösen kann. Die Ernüchterung folgte, als wir das Datum im Kalender vermerken wollten, ein Dienstag! Teilnahme für berufstätige Lehrer kaum möglich. Nachfragen brachten die Erklärung des Termins, es sollte genau am Grün- dungstag gefeiert werden. Das ist sicher eine gute Idee, aber eben auch eine Formalie, die viele Mit- glieder ausschließt, was wir sehr schade finden. Da auch eine Satzungsänderung des § 14 angekündigt ist, drängt sich uns die Frage auf, inwieweit eine demokratisch legitimierte Abstimmung erfolgen soll, wenn ein großer Teil der aktiven Mitglieder außen vor bleibt. Über Inhalte oder Gründe für die Satzungsänderung erfährt man wenig, da auf der Homepage nicht die Satzung von Döbeln erscheint, sondern die von 2005, sodass ein Nachvollziehen der Änderung nicht möglich ist. Trotz Erklärungsversuchs durch den Landesvor- stand bleiben bei uns ein fader Beigeschmack und ein Gefühl des ausgeschlossen Seins. Dabei könnte man gerade in diesen Zeiten Zuspruch und Unter- stützung gebrauchen. Deshalb betrachten wir die Wahl des Datums als vergebene Chance. Mitglieder des Chemnitzer Regionalverbandes Mitglieder während der Diskussion Foto: R. Werner 161-2015

Seitenübersicht