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ProPhil_15_01

2 1-2015 Reichts oder reichts nicht, dass ist hier die Frage? „Neben einer anspruchsvollen und abwechslungs- reichen Tätigkeit, einem angenehmen Betriebskli- ma, das von Teamgeist geprägt ist, erwarten Sie weitere Vorteile: Keine Probezeit, unbefristeter Arbeitsvertrag, ..., Umzugskostenbeteiligung: bis zu 2000 Euro (wenn der Wohnortwechsel durch das neue Arbeitsver- hältnis notwendig wird), Begrüßungsgeld: nach drei Monaten erhalten Sie von uns ein Bruttogehalt als einmaliges sogenanntes Begrüßungsgeld und Dankeschön für Ihre Entscheidung, unser Mitarbei- ter werden.“ Nein, nein, dies war nicht der Inhalt des Beipack- zettels einer „Russischbrottüte“, welche Ende Fe- bruar vom SMK Sachsen gen „Westen“ verschickt wurde, um dort Referendaren, welche keine Anstel- lung in ihrem Bundesland fanden, den Dienstantritt in Sachsen schmackhaft zu machen. So wirbt eine Klinik in der Nähe von Dresden um Ärzte und medi- zinisches Pflegepersonal. Nachzulesen in der Säch- sischen Zeitung vom 14. Februar 2015 auf Seite 5. Das SMK ließ „Russischbrottüten“ verschicken? Ja, ja und auf dem Beipackzettel war zu lesen, dass es doch allemal besser sei in Sachsen als angestellter Lehrer zu arbeiten, als im Westen arbeitslos zu sein. Toll! Nächstes Jahr im Januar gibt es dann Päck- chen mit Dresdner Christstollen, für 2017 empfehle ich Sächsischen Sauerbraten (in der Assiette) und 2018 Grützwurst (Tote Oma), denn in diesem Jahr setzt der demographische Wandel dann so richtig ein. Im Juli 2018 schwebt mir dann ein „Hausfrauen Hilfenotprogramm“ vor und dann lassen wir uns für unsere Kreativität mal so richtig feiern. Apropos – Kreativität. Davon zeugt eine frohe Botschaft aus dem Wissen- schaftsministerium, welche kürzlich verkündete, dass zum kommenden Schuljahr genügend Refe- rendare bereitstehen werden. Nur in den Bereichen Grund-, Förder- und Oberschule werden es nicht genügend sein. Für unsere Gymnasien stehen aus- reichend Referendare in den Startlöchern, um ins Berufsleben zu starten. Einziger Wermutstropfen - Referendare mit den Fachkombinationen, die be- nötigt werden, sind nicht ausreichend unter ihnen. Also haben wir genug? Oder vielleicht doch nicht? Ach, es wird schon irgendwie reichen! Liebe Mitglieder, statt mit einem attraktivem Einkommen, mit einer Verbeamtung, mit Umzugsbeihilfe, Begrüßungsgeld und einer sicheren Altersversorgung in die Offensive zu gehen, um noch zu retten, was zu retten geht, meint man, mit einem Appell, der mich an meine Jugendzeit erinnert, junge Lehrer aus den alten Bun- desländern nach Sachsen zu locken, um den zukünf- tigen Personalbedarf im Schulbereich zu sichern. Bereits vor 10 Jahren, als Oberschul- (damals Mit- telschul-) und Gymnasiallehrkräfte in die Zwangs- teilzeit geschickt wurden, hat der Philologenver- band Sachsen vor einem drohenden zukünftigen Lehrermangel gewarnt und die Zwangsteilzeit als eklatanten, personalpolitischen Fehler angepran- gert. Nun, 10 Jahre zu spät, wirbt unser Freistaat in westlichen Bundesländern um junge Lehrkräf- te, die insbesondere für Grund-, Ober- und För- derschulen dringend benötigt werden. Ich wage zu bezweifeln, dass eine Tüte „Russisch Brot“ Motivation genug ist, um seine Heimat zu verlas- sen. Ein viel geringeres Nettoeinkommen als im Herkunftsland, eine höhere Arbeitsbelastung und eine zunehmend schlechtere Altersversorgung als angestellter Lehrer sprechen für das geringe Echo auf die „Russischbrottütenbotschaft“ aus Sachsen. Und nun kommt da noch der sächsische Finanz- minister daher und startet von Seiten der Tarifge- meinschaft der Länder einen massiven Angriff auf die Betriebsrente unserer angestellten Lehrerschaft. Das Kultusministerium versucht, mit allen zur Ver- fügung stehenden bzw. durch das SMF bewilligten Mitteln die Lehrerversorgung in den kommenden Jahren mit entsprechenden Lehramtsabsolventen abzusichern und gerät, nichts ahnend, in das Stör- feuer der Tarifgemeinschaft der Länder mit Prof. Unland, unserem Herrn Finanzminister, als Mitglied der Verhandlungskommission der Arbeitgeber. Na klar hat dieser, als Finanzminister des Bun- deslandes mit den meisten angestellten Lehrern, kein großes Interesse an einem üppigen Tarifab- schluss. Für ihn scheint nur ein für den Angestell- ten schlechter Tarifvertrag ein guter Tarifvertrag zu sein. Es gehört schon eine große Portion Arroganz der Macht dazu, wenn ein Finanzminister des Bun- deslandes, welches alle seine Lehrer in Zwangs- teilzeit geschickt hat, nun auch noch zusätzlich an seinen Lehrern sparen will. Die Einsparung durch die zwangsläufig abgesenkte staatliche Rente sei- ner Lehrer reicht ihm nicht! Er will mehr! Runter mit der VBL! Oder rauf mit den Beiträgen! „Der Fischer und seine Frau“ lassen grüßen! Eine sozialpolitische Verantwortung des Arbeitge- bers für dieses Land sollte anders aussehen. „Nach mir die (Un)Sinnflut“ zeugt von wenig Sachver- stand! Da lob ich mir meine Kultusministerin!! Obwohl nur auf Seite 6 der Sächsischen Zeitung vom 24.03. abgedruckt, findet der interessierte Leser den Versuch beschrieben, wie man angehen- de Lehramtsstudenten für eine Berufsaufnahme in ländlichen Regionen interessieren will: 300 € Sachsenstipendium, ein begleitendes Betreuungs- programm und eine frühzeitige Vernetzung in der zukünftigen Einsatzregion. Klingt nicht schlecht und sollte zumindest dazu führen, dass Abituri- enten aus ländlichen Regionen, mit dem Wunsch auf Lehramt zu studieren, dann auch mal in ihrer Heimatregion als Lehrer vor einer Klasse stehen. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Liebe Mitglieder, die Hoffnung stirbt zuletzt! Insofern lassen Sie uns hoffen, dass wir unseren wohlverdienten Lebens- abend in Würde genießen können. Wir wollen nicht als Rentner in ein zukünftiges Unterrichtsver- sorgungsprogramm einsteigen müssen, um unsere Rente aufzubessern oder weiter unterrichten zu müssen, weil kein junger Lehrer an meine Schule gefunden hat. Wir haben eine tolle Arbeit geleis- tet! Wir haben das sächsische Schulwesen zu dem gemacht, was es heute ist! Spitze! Feuchte Hän- dedrücke ade! Anerkennung kostet auch Geld! In Anbetracht der Verantwortung für eine kontinuier- liche Fortentwicklung unseres Freistaates sollten Sie, Herr Unland, endlich aufhören nur in Euro zu denken. Dieses Land wird von Menschen gestaltet, die es durch ihre tagtägliche, engagierte Arbeit vor- anbringen. Hören Sie endlich auf, die Motivation der Beschäftigten im öffentlichen Dienst weg zu sparen! Wir können auch Dienst nach Vorschrift! Frank Haubitz Inhaltsverzeichnis Vorwort2 Wer Wind sät 3 – 4 Streik – Meinungen und Gedanken dazu 5 – 7 Bericht aus Lehrerhauptpersonalrat 8 Das sächsische Schulsystem 8 – 9 25 Jahre PVS von Heinz Durner 10 – 11 Philologentag und Seniorenausflug 2015 12 Satzung des Philologenverbandes 13 – 15 Fehlende Personalresourcen 17 – 18 Augustum-Annen-Gymnsaium Görlitz 18 – 19 Die Rente ist sicher 19 Perseptivlos bei Pisa-Sieger 20 Leipzig – quo vadis 20 Tagung der AG für frauenpolitische Fragen in Fulda 20 Tarifeinigung21 Deutscher Lehrerpreis 22 Zeitgeschichte von Wolfgang Steinbrecht 23 Beitrittserklärung24 21-2015

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