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ProPhil_16_01

11 1-2016 Kenntnisse. Als problematisch charakterisierten die Naturwissenschaftler die Rahmenbedingun- gen an den Schulen, u. a. den bereits spürbaren Fachlehrermangel und den Zeitdruck, der häufig Methodenvielfalt verhindert. Thematisiert wurde aber auch die Schwierigkeit für die Fächer zu be- geistern, da sie inzwischen in Konkurrenz zu den unterschiedlichsten Medien stehen, die es zu über- treffen gelte; es den Schülerinnen und Schülern an Wissensdurst und Ausdauer fehle; sie nicht bereit oder in der Lage seien, intensiv nach Lösungen zu suchen, selbstständig zu arbeiten und verstehend zu lesen. Einen weiteren Schwerpunkt des Bildungspoliti- schen Kolloquiums zur Studierfähigkeit sächsischer Abiturienten setzte die Ideenbörse zum Fach Informatik. Von den Studienanfängern werden die Kenntnis des Abiturstoffes im Fach Mathema- tik, logisches Denk- und Abstraktionsvermögen, aber auch Experimentierfreude erwartet. Während das Vorhandensein von Programmierkenntnissen nicht zwingend erforderlich ist, sollte algorithmi- sches Denkvermögen bereits in der Schule vermit- telt werden. Als Problemfächer an der Hochschule gelten „Algorithmen und Programmierung“ und „Mathematik I für Informatiker“ (u. a. Problem der Werkzeugabhängigkeit). Ausgehend von den Anforderungen der Universität wurden die dafür notwendigen Voraussetzungen an den Gymnasien definiert: Die informatische Ausbildung muss gleichwertiger Bestandteil im Rahmen der MINT-Fächer sein – auch in den Klassenstufen 9 und 10 und bei Kurswahl in der Oberstufe. Da- für sind ein entsprechendes Aus- und Weiterbil- dungsprogramm für Lehrer, insbesondere auch für „fachfremde“ Kolleginnen und Kollegen, die Ge- währleistung eines nachhaltigen Standards der Hardwareausstattung (Breitbandausbau, Ausfallsicherheit, Aktualisierung der Rahmenricht- linien, Rückkehr zur Schüler-„PC“-Relation im Profilunterricht 1 zu 1) sowie der Pflege und Wartung erforderlich. Notwendig erscheint die weitere Verstärkung der Kooperation von Gymna- sien mit Hochschulen und Universitäten in Bezug auf die Lehreraus- und -weiterbildung und die För- derung begabter Schülerinnen und Schüler. Bei der Studierfähigkeit im Fach Mathema- tik ist zwischen dem Studium der Mathematik als Hauptfach und naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen mit Mathematik als Grundlagen- fach zu unterscheiden. Dennoch erscheint die Kluft zwischen den Anforderungen in den Abiturprüfun- gen und denen der Hochschulen gerade bei diesen Ausbildungswegen am größten bzw. auffälligsten. Mit der Einführung der neuen Lehrpläne an den Gymnasien erfolgte eine Veränderung der Schwerpunktsetzung. Bestimmte elementare mathematische Fertigkeiten wurden zugunsten an- derer Lerninhalte (z. B. Modellierungsprozesse) zu- rückgedrängt. Die Lehrenden an den Hochschulen reflektieren dies jedoch bisher nur unzureichend: Modellierungsprozesse werden nicht stärker als früher nachgefragt, aber das Fehlen elementarer mathematischer Grundlagen wird festgestellt und beklagt. Mögliche Lösungsansätze könnten darin bestehen, dass – ausgehend von der Akzeptanz der Schwerpunktverschiebung – eine Prüfung der universitären Anforderungen erfolgt und darü- ber hinaus in Zusammenarbeit von Vertretern bei- der Seiten ein Katalog zum Grundlagenwissen erstellt wird, der als Basis für eine weitere Annä- herung in Bezug auf Inhalt und Gestaltung curricularer Vorgaben beider Bildungsein- richtungen dient. Thematisiert wurde auch der Einsatz von Taschenrechnern: Die für die Hoch- schule besonders relevanten Fähigkeiten von Schü- lern können aufgrund der auch zeitaufwändigen Kompetenzvermittlung hinsichtlich der Bedienung von grafikfähigen Geräten nicht mehr ausreichend ausgeprägt werden. In diesem Zusammenhang verwiesen die Teilnehmer der Ideenbörse ebenso darauf, dass durch die Regelungen zum Einsatz von Computeralgebrasystemen und dynamischer Geometriesoftware die Zusammenhänge innerhalb des Mathematiklehrplanes nicht mehr gegeben sind, die aber wieder hergestellt werden sollten. Ja, an Basics fehlt’s, und in Bezug auf die Stu- dierfähigkeit von Abiturienten gibt es unterschied- liche, zum Teil widersprüchliche Vorstellungen. Viele der aufgezeigten Schwachstellen können durch das weitere Nutzen der während der Veran- staltung geknüpften Kontakte zwischen Vertretern der Gymnasien und Universitäten gemindert und Lösungsansätze zur Verbesserung über den Ver- band in die bildungspolitische Diskussion und Um- setzung gebracht werden. Das ermöglicht jedoch nicht den Ausgleich von gesellschaftlich bedingten Defiziten im Bereich der persönlichen und sozialen Kompetenz. Hier kann die Schule nur unterstüt- zend, fordernd und fördernd wirken. Nachtrag: Dass Studienanfänger den Anforderungen der Hochschulen nicht mehr in dem Maße „wie früher“ gerecht werden, war Anlass für eine Podiumsdis- kussion Ende Februar an der TU in Dresden. Das von Lehrenden verschiedener sächsischer Hochschulen initiierte „Netzwerk Ma/Ph-E-Lear- ning“ und die Facharbeitskreise „Mathematik in den Naturwissenschaften“ sowie „Innovative Leh- re in Informatik und Naturwissenschaften“ hatten zur gut besuchten Veranstaltung eingeladen. Die Moderatoren der Ideenbörsen unseres Kolloquiums und Vertreter des Chemnitzer Regionalvorstandes nahmen die Gelegenheit wahr, sich auch in diesem Rahmen zu positionieren. Mit Herrn Dr. Heinrich (Referat Gymnasien im SMK) war ein kompetenter Gesprächspartner gefunden worden. Auch während dieses mehrstündigen Austausches wurde deutlich, dass an der Schnittstelle Abitur/ Studium für alle Beteiligten dringender Hand- lungsbedarf besteht. Am Beispiel exemplarischer Tests in mathematisch-technischen Studiengängen konnte nachgewiesen werden, dass man von den Erstsemestern Fähigkeiten und Kenntnisse erwartet, über die eine beträchtliche An- zahl sächsischer Abiturienten aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen gar nicht verfügen kann. Obwohl Übergangsquoten zum Gymnasium, Bildungsstandards, bundeseinheit- liche Abituranforderungen, die Gewichtung von Fächern, Möglichkeiten der Kurswahl, die Gestal- tung der Stundentafel, Lehrplaninhalte und sowohl der zunehmende Mangel an Fachlehrern als auch der Anteil der Hochschulen an dieser Entwicklung hinterfragt wurden und durchaus auch diskutiert werden sollten, verfestigte sich der Eindruck, dass zunächst alle Lehrkräfte der Hochschulen die ver- änderten Anforderungen in den Lehrplänen zur Kenntnis nehmen und in ihrer Lehrtätigkeit beach- ten sollten. Dies wäre der erste Schritt, eine Brü- cke zwischen den Gymnasien und Hochschulen zu schlagen. Für den Chemnitzer Regionalverband: Cornelia Krauße Moderatoren der Ideenbörse zur Informatik (v. r. n. l.): Dr. Müller (TUC), Frau Riedel (TUC), Herr Werner (Goethe-Gymnasium Chemnitz)

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