Cornelia Krauße Lessing-Gymnasium Döbeln Musik/Deutsch 6 1-2016 Cordula Buntin Gymnasium Einsiedel Deutsch/Ethik/Russisch „Lass Dir nichts einreden, sieh selber nach…“ *) Mit Verszeilen aus Brechts Gedicht „Lob des Ler- nens“ lässt sich nicht nur unser bisheriges Agieren als Mitglieder des Chemnitzer Regionalvorstandes im PVS und gewählte Vertreter im Lehrerbezirks- personalrat charakterisieren, sondern auch eine Motivation für die erneute Kandidatur. Die Tätigkeit eines Personalrates ist gesetzlich klar geregelt. Dennoch können im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit auch die auf gewerkschaftlicher Ebene erarbeiteten Positionen einfließen. Vorrangig achten wir dabei stets auf den Erhalt der Lern- und Arbeitsbedingungen an den Gymnasien, streben aber zielgerichtet deren Verbesserung an. Die Treffen mit Mitgliedern unserer Region, z. B. anlässlich der Stammtisch-Veranstaltungen und der bildungspolitischen Kolloquien, gaben uns re- gelmäßig Gelegenheit, die Probleme und Sorgen sowie Ideen und Lösungsvorschläge der Kollegin- nen und Kollegen aufzugreifen und sowohl in die Arbeit des PVS als auch in Gespräche auf verschie- denen politischen Ebenen einfließen zu lassen. So thematisierten wir u. a. die Notwendigkeit und Möglichkeiten der Entlastung der Lehrkräfte durch den Abbau von Bürokratie und die sinnvolle Aus- gestaltung der Bildungsempfehlung am Gymnasi- um. Wir hinterfragten außerdem Kompetenztests, positionierten uns zur Problematik der Integration/ Inklusion, Seiteneinsteigern am Gymnasium, Finan- zierung der Ganztagsangebote, aber auch in Be- zug auf die Novellierung des Sächsischen Perso- nalvertretungs- und Schulgesetzes. Darüber hinaus analysierten wir gemeinsam mit Mitgliedern unse- res Verbandes und Vertretern sächsischer Hoch- schulen die Studierfähigkeit der Abiturienten, um die Nahtstelle zwischen den Bildungseinrichtungen optimaler zu gestalten. Manche unserer Forderungen findet durchaus brei- tere Zustimmung, ihre Umsetzung wird jedoch oft von verschiedenen Seiten sofort mit dem Hinweis auf fehlende Ressourcen infrage gestellt. Zu hö- ren ist nach wie vor auch die Feststellung, dass es den Gymnasien doch noch gut ginge. Sich wider besseren Wissens mit dieser Aussage zufrieden zu geben, entspricht nicht unserer Auffassung: Unter den Blinden ist der Einäugige König? Wahrschein- lich, aber diese Einschätzung wirkt nicht gerade zukunftsweisend. Eine positive Entwicklung, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Er- halt des gymnasialen Anspruchs in der Ausbildung dürfen nicht von der Tatsache, dass es anderen schlechter geht, abhängig gemacht werden. Im Lehrerbezirkspersonalrat vertreten wir selbst- verständlich alle Kolleginnen und Kollegen, unab- hängig von der Schulart, an der sie arbeiten. Wir setzen uns für die Umsetzung geltenden Rechts und damit auch die Gleichbehandlung ein. Die Entwicklungen in den letzten Jahren betrachten wir nicht nur in Bezug auf die Belastung der Lehr- kräfte, besonders an Grund-, Ober- und Förder- schulen, sondern auch die Qualität der Bildung mit Sorge: Noch zu Beginn dieser Wahlperiode ermöglich- ten Personalüberhänge an den Gymnasien der Chemnitzer Regionalstelle den Ausgleich fehlender Lehrkräfte an anderen Schularten. Nunmehr sind diese Kapazitäten aufgebraucht, die Personalaus- stattung auch an den Gymnasien „auf Kante ge- näht“. Die Kolleginnen und Kollegen an den Schu- len spüren deutlich, dass selbst die Vertretung von kurzzeitig erkrankten Lehrern kaum mehr möglich ist. Die höhere Anzahl ausgereichter Stellen für die anderen Schularten, um die dort bereits aufgebro- chenen Personallücken annähernd zu schließen, muss zunächst positiv bewertet werden. Dass viele Absolventen für das höhere Lehramt ihre Tätigkeit schulartfremd aufnahmen, ist sicher keine optima- le Lösung, aber an den Schulen konnten zumindest ausgebildete Lehrer eingesetzt werden. Sie muss- ten sich zwar erst in das „andere“ Lernumfeld einfinden, beherrschen dafür jedoch im Vergleich zu den zunehmend auch unbefristet eingestellten Seiteneinsteigern das Handwerk eines Lehrenden und kennen die Anforderungen des Berufes. Die von den Kolleginnen und Kollegen vor Ort über den eigenen Lehrauftrag hinaus geleistete Einar- beitung muss dennoch als zusätzliche Belastung definiert werden. Seit einiger Zeit werden im gymnasialen Bereich vermehrt Stellen ausgeschrieben, deren Anzahl jedoch nicht ausreicht, um die langfristige Absi- cherung des Grund- und ein angemessenes Aus- reichen des Ergänzungsbereiches oder gar den Generationenwechsel in den Lehrerzimmern zu er- möglichen. Zusätzlich gestaltet sich die Motivation junger Lehramtsabsolventen, in Schulen im ländli- chen Raum zu arbeiten, schwierig. Wenn uns nunmehr deshalb vermittelt werden soll, dass auch Laien gute Lehrer sein können, möchten wir dies nicht absolut ausschließen. Jeder Lehrer ist zugleich Schauspieler und mancher eben Natur- talent... Aber: „Lass dir nichts einreden,...!“ Und der tiefere Blick verrät zu erwartende Unzuläng- lichkeiten: Überlastung sowohl der Quereinsteiger selbst als auch ihrer bisher noch nicht als solche behandelten Mentoren, fehlende Kenntnisse im Schulrecht, Probleme bei der Bewertung und Zen- sierung, unzureichendes methodisch-didaktisches sowie pädagogisch-psychologisches Wissen und Können... Zu befürchten ist ein Qualitätsverlust bei gleichzeitigem Lohndumping. Sieht so die Zukunft an Sachsens Schulen aus? Können unsere hohen Bildungsstandards in dieser Art und Weise gehal- ten werden? Hier sind wir als Personalräte und Verbandsmitglieder gefragt. Es kann nicht nur darum gehen, dass jemand vor der Klasse steht. In den nächsten Jahren werden wir verstärkt auf eine Entlastung der Lehrkräfte drängen und dabei die Sicherung der Qualität der Bildung in jeder Schulart und an jedem Standort im Blick behalten. Vielschichtige neue Herausfor- derungen wie die Umsetzung des neuen Schulge- setzes, die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Förderbedarf oder die Integration von Flüchtlingen werden von unseren Kolleginnen und Kollegen zu meistern und von uns zu begleiten sein. Deshalb: “[…] Prüfe die Rechnung, Du musst sie bezahlen.“*) Ihre Kandidaten für den LBPR Chemnitz: Cornelia Krauße und Cordula Buntin *) B. Brecht: Lob des Lernens Spitzenkandidaten des LBPR Chemnitz 61-2016